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dem Könige Ferdinand und mit dem Herzoge Heinrich von Braun—
schweig ein Bündniß.
Albrecht machte seine ausgesprochene Drohung wahr. Uner—
wartet brach er in Thüringen ein, aber eben so plötzlich wandte er
sich nach Norden und zwar in die heutige Provinz Hannover. Moritz
eilte diesem Unruhstifter mit seinen tapferen Scharen nach und erklärte
ihm am 1. Juli 1553 den Krieg. Neun Tage später standen die
beiden Jugendfreunde einander in der Lüneburger Heide bei dem Dorfe
Sievershausen kampfgerüstet gegenüber. Das Panier des einen
Streiters hieß: „Recht und Ordnung“, das des andern: „Raub= und
Beutesucht". Der Kampf entbrannte. Ein furchtbares Gemetzel
wüthete in den Reihen der Streiter. Kanonendonner machte die Erde
beben. Namentlich war der Kampf zwischen der Reiterei ungemein
hitzig. Lange schwankte das Kriegsglück herüber und hinüber und
endlich schien sich dasselbe auf die Seite des Ungerechten zu neigen.
Da galt es, noch einen Versuch zu wagen. Man ordnete die Reiterei
und führte einen verzweifelten Angriff aus. Da vermochte Albrecht
nicht länger Stand zu halten. Was fliehen konnte, floh, Geschütze,
Fahnen und Gepäck im Stiche lassend. Leider mußte der sächsische
Held den Sieg mit dem theuersten Preise, mit seinem eigenen Leben,
erkaufen. Als Moritz nämlich auf schnaubendem Rosse durch die
Reihen seiner Scharen sprengte, um sie zur Verfolgung der Fliehenden
zu ermuntern, traf ihn ein Schuß in den Rücken.) Die Kugel fuhr
unter dem Gürtel durch die Fugen des Panzers in die Seite und
verletzte die Eingeweide. Der Held sank vom Pferde, helfende Hände
trugen ihn sogleich aus dem Schlachtgetümmel und man legte ihn
unter eine Weide, von wo aus er noch weitere Befehle zur Verfolgung
des Feindes ertheilte.
Freudig erregt über den errungenen Sieg, aber auch tief er-
schüttert über das den Kurfürsten betroffene Unglück, eilte Herzog
Heinrich herbei, um an den schwer Verwundeten Worte des Trostes
zu richten. In diesem Augenblicke verbreitete sich die Nachricht, daß
der Markgraf Albrecht auf der Flucht ergriffen und gefangen ge-
nommen worden sei. Da rief Herzog Heinrich aus: „Ist dies, so
schwöre ich diesen heiligen Eid, daß er noch heute an diesem Baume
hängen soll; denn durch seine Tollheit geschieht es, daß so viele Fürsten
und ritterliche Männer heute sterben!“
*) Daß Moritz in den Rücken verwundet wurde, ist durchaus kein
Beweis, wie man früher annahm, daß die Kugel aus dem Rohre eines
Meuchelmörders abgefeuert worden sei. Moritz mußte als Feldherr bald
diese, bald jene Stellung einnehmen, und warum konnte ihn nicht in dem
Augenblicke, als er sich nach seinen Scharen umsah, eine feindliche Kugel
in den Rücken getroffen haben?