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Daß die evangelische Christenheit Deutschlands fernerhin ungestört
ihres Glaubens leben konnte, ist ein Werk, daß Gott durch Kurfürst
Moritz begründete. Kein Wunder, daß das ganze evangelische
Deutschland bei der Kunde von seinem plötzlichen Tode in die tiefste
Trauer versetzt ward. Selbst Johann Friedrich bekannte: „Sein
Vetter sei ein außerordentlicher, bewunderungswürdiger Mann ge-
wesen.“ Tief erschütterte diese Todesnachricht sogar auch den greisen
Kaiser, obgleich ihm der geschiedene Held alle seine Pläne vernichtet
hatte. Mit thränenvollem Auge soll er ausgerufen haben: „O Ab-
solom, mein Sohn!“
Moritzens Geburtsstadt, Freiberg, sollte auch die entseelte Hülle
des Verewigten aufnehmen. Der Entschlafene hatte auf seinem Schmer-
zenslager wiederholt den Wunsch ausgesprochen, daß er neben seinem
Vater im Dome zu Freiberg ruhen wolle. In feierlichem Zuge kehrte
man mit der Leiche vom blutigen Schlachtfelde nach Sachsen zurück
und die eben so feierliche Beisetzung derselben erfolgte in der Be-
gräbnißkapelle des herrlichen Freiberger Domes. Moritzens
Bruder und Nachfolger, der Kurfürst August, errichtete dem Ver-
ewigten ein prachtvolles Denkmal aus Marmor, das schönste der
ganzen Kapelle. Hier wird auch die Rüstung aufbewahrt, welche
Moritz in der Schlacht bei Sievershausen trug, während die Kugel,
die ihm den frühen Tod brachte, im historischen Museum zu Dresden
gezeigt wird.
Ein zweites Denkmal errichtete Kurfürst August seinem Bruder
in der Nähe der jetzigen Brühl'schen Terrasse in Dresden. Hat sich
auch das Denkmal in seiner früheren Schönheit nicht erhalten, so
konnte es doch im Jahre 1818 noch soweit erneuert werden, daß das
Mittelstück des Denkmals uns wenigstens noch die Hauptpersonen dar-
stellt. Kurfürst Moritz, vom Tode geleitet, übergiebt nämlich seinem
Bruder August das Kurschwert. Hinter den fürstlichen Brüdern stehen
ihre Gemahlinnen, die des Moritz in Witwen= und Trauerkleider
gehüllt. — Ebenso trägt das schöne Jagdschloß bei Eisenberg —
Moritzburg — den Namen des Verewigten. Moritz legte nämlich
das Schloß an, dessen Bau aber erst unter seinen Nachfolgern beendigt
wurde.
41. Ein Slick auf die Jahre von 1500—1550.
a) Einfluß der Reformation auf alle Verhältnisse. — Unwissenheit, Aber-
glaube, Rohheit, Verschwendung des Volkes jener Beit. Anfang einer besseren
Beit. — Die sächsische Mundart wird die Cbrundlage des Hochdeutschen.
In der Zeit von 1500 bis 1550 hatte sich ungemein viel zu-
getragen, was für ganz Deutschland, ja fast für ganz Europa von
größter Wichtigkeit wurde. Da wir es zunächst mit Sachsen zu thun