Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

— 144 — 
Ein furchtbares Gericht erging über die, welche den Herzog irre- 
geleitet und ihn in Noth und Unglück gestürzt hatten. Man begnügte 
sich damals nicht, schwere Verbrecher, wie jetzt, so schnell als möglich 
durch das Schwert hinzurichten, sondern man verhing über sie die 
furchtbarsten Qualen. Man spannte sie auf die Folter, man hieb 
ihnen einzelne Körpertheile ab, man knipp sie mit glühenden Zangen, 
man riß ihnen das Herz aus dem Leibe und dergl. Letzteres geschah 
auch mit dem Ritter Wilhelm von Grumbach, worauf er gevier- 
theilt wurde. Hatte er auch als Anstifter so großen Elends den Tod 
mit Recht verdient, so würde man ihm doch jetzt ein leichteres und 
schnelleres Ende bereitet haben. Die Zeiten ändern sich. — Wenn 
auch nicht ohne Anfechtung, so blieb doch Kurfürst August in Besitz 
seines Landes. 
43. Das# Kurfürstenthum Sachsen wird vergrößert. 
Dem Kurfürsten August hatte der Kriegszug gegen Gotha un- 
gefähr eine Million Gulden gekostet, welche Summe der neue Herzog 
von Gotha, Johann, Bruder des Geächteten, nicht gleich bezahlen 
konnte. Um den Kurfürsten sicher zu stellen, verpfändete er ihm einen 
Länderstrich zwischen der Elster und der Saale (die Aemter Weida, 
Auma, Ziegenrück). Von Jahr zu Jahr verzog sich die Abtragung 
der Schuld und 100 Jahre später wurde das verpfändete Stück Land 
ganz an Sachsen abgetreten. Es umfaßte gegen 16 U□ Meilen und 
erhielt nach der Hauptstadt Neustadt den Namen: Neustädter 
Kreis. Im Jahre 1815 ging dieser Kreis bei Sachsens Theilung 
mit an Preußen über; doch trat dieses im genannten Jahre den 
größten Theil desselben an Weimar ab und so gelangte das ernestinische 
Sachsen wieder in den Besitz eines Länderstriches, den es vom Jahre 
1547—1567 schon einmal besessen hatte. 
Der voigtländische Kreis, die reußischen Länder, der frühere 
Neustädter Kreis, die Gegend um Werdau 2c. wurden in früherer Zeit 
von kaiserlichen Statthaltern oder Voigten verwaltet und erhielten 
vor ungefähr 700 Jahren deshalb den Namen Voigtland. Anfangs 
ernannte der Kaiser diese Voigte und übertrug ihnen ihre Würde; 
nach und nach änderte sich dies, die Voigte erhielten das Land als 
Eigenthum und es vererbte vom Vater auf den Sohn. Um das Jahr 
1200 theilte der Besitzer dieser Gegend, Heinrich mit Namen, sein 
Land unter seine vier Söhne, von denen jeder ebenfalls Heinrich 
hieß, und so entstanden vier Länderchen: Weida, Plauen, Greiz und 
Gera. Die Voigte von Plauen lebten in fortwährendem Kampf und 
Streit und wurden deshalb als Landesfriedensbrecher ihres Besitzes
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.