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Erinnerung an diesen Vorgang ließ der Kurprinz Christian an jene
Stelle eine steinerne Tafel befestigen und 15 Ellen höher ein Häuschen,
unter dem Namen Winterhäuschen bekannt, errichten, welches
anstatt einer Fahne mit dem Geweih des erlegten Hirsches geschmückt
wurde.
Nicht blos von der Oberfläche, sondern auch aus dem Innern
der Erde gewann man immer neue Schätze. Eine Stunde südlich von
Annaberg liegt das Dorf Krottendorf. Hier entdeckte ein Mann,
Namens Hirschfelder, im Jahre 1575 sehr wichtige Marmor= und
Kalkbrüche, die bis auf den heutigen Tag noch nicht erschöpft sind.
Sehr bald benutzte man den aufgefundenen Marmor zu Bauwerken
und zu Kunstgegenständen, z. B. zu Platten auf Leichensteinen, zu
Urnen 2c. Wer in Leipzig das Denkmal Friedrich August des Gerechten,
oder das Denkmal Gellerts in Wendlers Garten betrachtet, sieht
Krottendorfer Marmor, und wer in Dresden in der katholischen
Kirche umhergeht, tritt auf Krottendorfer Marmor. Selbst den Ham-
burgern gefiel dieser Marmor so sehr, daß sie sich zur Verzierung
ihres Rathhauses 6000 Centner senden ließen.
46. Fpitzenklöppeln. Laumwollweberei. Tuchmacherei.
Die Spitzen an Hauben, Tüchern und Kragen sind ein uralter
Schmuck. Schon die Griechen und Römer kannten die Spitzen, und
in Europa nähten vor vielen hundert Jahren die Nonnen in den
Klöstern die Spitzen für die Kleider der katholischen Geistlichen.
Da man mit einer Nadel allerlei Muster in ein Stück Zeug
nähte, so nannte man diese Spitzen genähte oder gestickte. Vor
mehr als 300 Jahren kam man auf eine andere Erfindung: man
klöppelte die Spitzen. Man spannte nämlich ein Stück Zeug über
ein rundes Kissen oder über den Klöppelsack, steckte nach einem Muster
Nadeln in das Kisse, wand auf ahnerundete Hölzchen oder auf kleine
Khepel Zwirn und schlang die Faderruwofe#lkrre au. et
neuen Schlinge gesteckten Nadeln, wobei sich der Klöppelsack wie ein
Rad s An- solch einem Kissen hängen oft 50 bis 100 Klötzchen,
welche sämmtlich mit Fäden umwickelt sind. Eine geübte Klöpplerin
weiß sogleich das Klötzchen zu finden und so zu werfen, daß eine
neue Schlinge entsteht.
suirn behauptete man, Barbara Uttmann, welche
vor 300 Jahren in Annaberg lebte, sei zuerst darauf gekommen,
Spitzen zu klöppeln, weshalb sie als Erfinderin des Spitzenklöppelns
hoch gepriesen wurde. Ihre Verdienste um Sachsen sind zwar sehr
groß, aber die Erfinderin dieser Kunst ist sie nicht, sie hat das
Spitzenklöppeln in Sachsen zuerst gelehrt und eingeführt.