Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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Perlmutterstoff enthalten und jenen im Werthe nachstehen. Zu Johann 
Georg I. Zeiten legte man der Perlenfischerei einen ungemein hohen 
Werth bei und stellte sie weit über den Bergbau. Einträglicher als 
gegenwärtig war die Perlenfischerei zu jener Zeit allerdings. Während 
man im Jahre 1650 im ganzen 224 und 1674 sogar 294 Stück 
abliefern konnte, werden jetzt in einem Jahre durchschnittlich nur 
100 Stück gewonnen, welche man an das Königl. Finanzministerium 
in Dresden einsendet. 
Hatte sich Zöblitz, wie wir oben gesehen, durch seine Erfindung 
bedeutend gehoben, so erlitt dagegen eine andere Gebirgsstadt im 
Jahre 1624 einen bedeutenden Schaden. Vor 420 Jahren (1458) — 
so wird wenigstens erzählt — beschäftigte sich ein armer Köhler bei 
der jetzigen Stadt Altenberg mit Kohlenbrennen. Als er seinen Kohlen- 
meiler wegräumte, entdeckte er eine Masse geschmolzenen Metalles, 
welches bei näherer Untersuchung als Zinn erkannt wurde. Man 
grub weiter nach und zur großen Freude aller stieß man auf reiche 
Zinnerze. Sehr bald wandten sich bergbaulustige Leute hierher und 
legten zunächst den Grund zur Entstehung Altenbergs. Mit geschäf- 
tiger Hand grub man in der Tiefe der Erde nach Zwitter, d. h. 
nach zinnhaltigen Steinen. Ein unterirdischer Gang, ein Saal, ein 
Stockwerk nach dem andern entstand, wodurch sich freilich auch die 
Gefahr eines Einsturzes vergrößerte, zumal da man damals den 
Unterbau nicht immer mit besonderer Sorgfalt ausführte. 
Ein solcher Einsturz — Tagebruch oder Pinge genannt — er- 
folgte auch wirklich den 24. Januar 1624, morgens 4 Uhr. Ellen- 
hoher Schnee bedeckte die Erde und rasender Sturm heulte in den 
Lüften. Auf einmal vernahm man ein donnerähnliches Krachen. Die 
Erde erzitterte wie von einem gewaltigen Erdbeben und die Häuser 
Altenbergs wankten in ihren Grundvesten. Ein neuer Donnerschlag 
wurde vernommen und eine Fläche von 900 Ellen (510 m) Umfang 
stürzte in eine Tiefe von 450 Ellen (255 m). In einem Augenblicke 
waren 21 Gruben verschüttet und 24 Bergleute vergraben. Nach 
viertägiger unausgesetzter Anstrengung erlebte man die Freude, 
19 Mann aus einer Höhlung wohlerhalten, wenn auch von Angst 
und Hunger abgemagert, wieder ans Tageslicht steigen zu sehen. 
Später fand man noch vier Bergleute, leider aber erschlagen, während 
der noch fehlende fünfte Mann nimmer gefunden worden ist. 
So groß auch dieses Unglück war, so berührte es doch zunächst 
nur eine Stadt; es herrschte aber damals eine Noth, welche mit 
furchtbarer Gewalt das ganze Land drückte. Aus dem nördlichen 
Deutschland und aus Brandenburg führte man nämlich in unser 
Sachsen eine Menge ganz leichter Münzsorten ein, während 
unser gutes Geld in das Ausland wanderte. Da sah sich unsere 
Regierung genöthigt, das sächsische Geld ebenfalls zu verringern.
	        
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