Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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Der Kurfürst selbst ließ kein Geld mehr schlagen, sondern verpachtete 
das Recht des Geldprägens. In diesen Pachtmünzen prägte man 
aber so geringes Geld, daß fast gar keine gute Münze mehr aufzu— 
treiben war. In den Jahren 1621 bis 1625 erreichte die Geldnoth 
eine solche Höhe und die Lebensmittel stiegen so hoch im Preise, wie 
es später in den blutigsten Kriegen nicht vorkam. Es kostete — und 
dies war vor 260 Jahren — das Hektoliter Korn hier und da 
nach unserm Gelde 100 Mark, ein Ochse 150 — 200 Mark, eine 
Henne 2 Mark und ein Pfund Schweinefleisch 1 Mark. Tausende 
wußten oft nicht, woher einen Bissen Brot nehmen. Mit herzzer— 
reißendem Jammer mußten der Eltern viele das Schreien ihrer Kinder 
nach Brot anhören, ohne es stillen zu können. Endlich mußten die 
strengsten Verordnungen gegen das Einführen und Prägen leichter 
Münzen erlassen werden, und es wurde auch die höchste Zeit, daß 
Abhilfe geschah, denn bald sollte Sachsen unter der Last einer neuen 
Noth seufzen. Ehe wir indes darauf weiter eingehen, sei noch eines 
freudigen Ereignisses gedacht. 
Im Oktober 1617 waren 100 Jahre verflossen, daß Dr. Martin 
Luther an der Thüre der Schloßkirche zu Wittenberg seine bekannten 
95 Sätze gegen Tetzels Ablaßhandel angeschlagen hatte. Dieser 
Schritt war der Anfang zur Reformation, die Millionen Christen das 
reine Wort Gottes als einzige Erkenntnißquelle in Glaubenssachen 
wieder zurückgab. Zur dankbaren Erinnerung an die Wohlthat, daß 
„Gott 100 Jahre hindurch den sächsischen Landen, sowie der ganzen 
evangelischen Kirche sein reines Wort und Evangelium erhalten, sollte 
ihm zu Ehren ein dreitägiges Dank- und Lobfest, und zwar den 
31. Oktober, den 1. und 2. November gehalten werden,“ welche Tage 
damals auf den Freitag, Sonnabend und Sonntag fielen. 
Kaum war der Dank und der Jubel verklungen, so erfüllte der 
Blick in die Zukunft die Bewohner Sachsens, ja ganz Deutschlands 
mit banger Besorgniß. Man stand am Vorabende einer Zeit, die 
nichts Gutes erwarten ließ. 
VIII. Lachsen vom fdreißigjährigen Kriege bis zu 
Friedrich Kugust I. (August dem Starken). 
— — 
56. Ursachen des dreißigfährigen Krieges. 
Das Werk der Reformation hatte die Christenheit in zwei große 
Hälften gespalten. Es standen einander von da an die römisch- 
katholischen und die evangelischen Christen gegenüber. Allein bei dieser 
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