Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

— 188 — 
seiner Versprechen gehalten, das sich auf die Religionsangelegenheit 
der Evangelischen bezog, so war mit Gewißheit anzunehmen, daß er 
bei erster bester Gelegenheit erklären werde, er könne fernerhin mit 
Sachsen keine weitere Ausnahme machen. Dann bedachte auch der 
Kurfürst des Apostels Wort: „So Ein Glied leidet, so leiden Alle 
Glieder mit.“ Die Noth seiner Glaubensverwandten ging ihm zu 
Herzen und er wendete sich deshalb mit ernstlichen Vorstellungen 
an den Kaiser, aber da war kein Erbarmen, er machte vielmehr in 
Süddeutschland den Anfang, die Bestimmungen des Edikts durchzu— 
führen, indem z. B. in Augsburg sechs evangelische Kirchen geschlossen 
wurden. Da faßte endlich der Kurfürst mit seinen evangelischen 
Ständen den Beschluß: „Dem Kaiser noch einmal nachdrücklich Vor— 
stellungen zu machen, um ihn zur Zurücknahme des Edikts zu bewegen. 
Sollten diese aber fruchtlos bleiben, dann wolle man eine ansehnliche 
Armee aufbringen, um die evangelische Freiheit mannhaft zu ver— 
theidigen.“ 
58. Die Jahre 1630 bis zur Mitte 1632. 
a) König Gustap Adolph von Schweden kommt den Egvangelischen in 
Deutschland zu Hilfe. Tilly bedroht Sachsen. Tohann Grorg I. schließt 
mit Gustav Adolph ein Bündnif. 
Bereits hatte ein anderer Fürst eine „ansehnliche Armee“ auf- 
gebracht, um die evangelische Freiheit mannhaft zu vertheidigen, und 
dies war der jugendliche König Gustav Adolph von Schweden. 
Ihm ging die traurige Lage seiner evangelischen Glaubensbrüder in 
Deutschland zu Herzen, ihn empörte der Uebermuth des deutschen 
Kaisers und er konnte es auch nicht dulden, daß Oesterreich seine 
Macht an der Ostsee immer weiter ausbreitete. Am Feste Johannes 
des Täufers, den 24. Juni 1630, landete der König mit seiner 
Flotte auf Deutschlands Grund und Boden. Aufangs spotteten 
die katholischen Fürsten dieses „nordischen Schneekönigs“, wie man 
ihn nannte, und die Evangelischen faßten auch kein rechtes Vertrauen 
zu ihrem Erretter. Namentlich mochten die größeren deutschen Fürsten, 
die Kurfürsten von Brandenburg und von Sachsen, die des Kaisers 
Zorn fürchteten, nichts von den Schweden wissen. 
Da erlebte die Welt im Mai des Jahres 1631 Dinge, die jedes 
fühlende Herz mit Entsetzen erfüllten und welche Tilly's Namen 
ewig mit Schande bedecken. Es war die Zerstörung Magdeburgs, 
wobei Tilly's Truppen gegen Männer, Weiber und Kinder schlimmer, 
als die blutdürstigsten Tiger wütheten. Tilly richtete nun sein 
Absehen auf das reiche und noch wohlhabende Sachsen, wo seine 
Soldaten für mancherlei Entbehrungen einmal wieder schwelgen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.