Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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jetzigen Städte Sebnitz, Pirna, Dresden, Strehla, Chemnitz, Zschopau, 
Zwickau, Leipzig, Wurzen, Oschatz zu ihrer Zeit entstanden seien; 
und Loschwitz, Pesterwitz und Kossebaude bei Dresden, welche Dörfer 
mit zuerst von ihnen sollen erbaut worden sein, würden sie auch nicht 
wieder erkennen. Anfangs bestanden ihre Häuser nur aus Lehm- 
hütten; an pirnaischen Sandstein war damals noch nicht zu denken. 
Nicht viel fester stellten sie auch ihre Festungen her, nur daß 
noch etwas hinzukam, was damals große Sicherheit gewährte. Man 
führte um den befestigten Ort einen großen Erdwall auf, welchen 
gewöhnlich ein ziemlich breiter Wassergraben einschloß. Die größte 
und stärkste Festung besaßen die Sorben-Wenden nicht weit von 
Lommatzsch, welche den Namen Gana führte. Auf diese waren sie 
so stolz, wie wir auf unsere Festung Königstein. Gana ist, wie wir 
bald hören werden, erobert worden, Königstein hingegen, so sagt 
man wenigstens, soll kein Feind erobern können. 
Daß die Sorben-Wenden nicht bald da-, bald dorthin wanderten, 
beförderte nicht blos die Entstehung von Städten und Dörfern, es 
kamen nach und nach auch viele Beschäftigungen auf, die bei 
umherziehenden Hirtenvölkern selten gefunden werden. Man schnitt 
den Schafen die lange zottige Wolle ab, spann Garn und webte 
Pferdedecken und Tuch daraus. Man erbaute sogar schon Flachs, 
der ebenfalls gesponnen und zu verschiedenen Stoffen verarbeitet wurde. 
Waren diese Zeuge auch lange nicht so fein und nett, wie der Kattun 
aus Chemnitz, das Tuch aus Oschatz, Großenhain und Bischofswerda 
und die Leinwand aus der Oberlausitz, so wurde doch mit einem 
Gewerbe der Anfang gemacht, von welchem sich jetzt Tausende von 
Menschen ernähren. 
Auf unseren Jahrmärkten erfreuen uns schmucke Töpferwaaren 
und feines Steingut aus Strehla, Königsbrück, aus Waldenburg und 
anderen Ortschaften, und wiederum waren es die Sorben-Wenden, 
welche den Grund zur Töpferei in unserm Vaterlande legten. Sie 
brannten nicht blos gewöhnliche Töpfe, sondern auch Urnen, von 
denen jetzt noch verschiedene in der Erde gefunden werden, nachdem 
sie über eintausend Jahre der Zerstörung Widerstand geleistet haben. 
Ergötzen sich ferner die Kinder an dem klingenden, quiekenden, bellenden 
und knarrenden Spielzeuge, das in ungeheuerer Menge in Seiffen 
und anderen Orten des Erzgebirges geschnitzelt und gedreht wird, 
so sind es ebenfalls die Sorben-Wenden, welche die Holzschneidekunst 
in unserm Vaterlande zuerst betrieben. 
Noch mehr. Unser Vaterland sendet jetzt seine Strumpfwaaren, 
seine Kattune, sein Spielzeug in alle Gegenden der Erde. Asien und 
Afrika, Amerika und Australien erhalten von uns Waaren, und die 
Leipziger Messen gehören zu den größten Europas. Schon zu den
	        
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