Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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breitung.“) Außerdem erwarb sich Spener um eine andere Ein- 
richtung in der evangelischen Kirche wichtige Verdienste. In der römisch- 
katholischen Kirche rechnet man zu den 7 Sacramenten auch die Fir- 
mung. Zur Zeit der Reformation wurde die Zahl der Sacramente 
für die evangelischen Christen auf zwei beschränkt und an die Stelle 
der Firmung trat die Confirmation, die zwar der evangelischen 
Kirche als eine heilige Handlung, aber nicht als ein Sacrament galt. 
Um der Confirmation, den Katholiken gegenüber, nicht etwa die Be- 
deutung eines Sacramentes beizulegen, wurde sie anfangs entweder 
gar nicht, oder doch nicht öffentlich, also nicht in der Kirche, sondern 
auf der Stube vollzogen. Abermals war es Dr. Spener, welcher 
auf die Wichtigkeit und den Segen der Confirmation ganz besonders 
hinwies und durch seine Thätigkeit kam es auch dahin, daß die Con- 
firmation nach und nach in allen evangelischen Ländern im Gottes- 
hause vollzogen ward. 
Dieser verdienstvolle und fromme Mann, welcher Johann 
Georg III. Beichtvater war, hielt es für seine Pflicht, den Kur- 
fürsten auf dies und jenes in seinem Lebenswandel aufmerksam zu 
machen, weshalb er einen längeren Brief an ihn schrieb. Der Kurfürst 
nahm zunächst nicht die Vorstellung unfreundlich auf, sondern daß 
sich Spener brieflich an ihn wendete, weshalb er das Schreiben mit 
den Worten an seinen Beichtvater zurückschickte: „Hätte er (Dr. Spener) 
etwas bei ihm anzubringen, so sollte er es mündlich thun.“ Dies 
geschah nicht und der Oberhofprediger zog sich die Ungnade des Kur- 
fürsten zu, weshalb Dr. Spener Dresden verließ und sich nach Berlin 
wendete. 
Im 17. Jahrhunderte entstanden noch manche andere kirchliche 
Einrichtungen, welche sich bis auf unsere Zeit erhalten haben. Brach 
früher eine allgemeine Noth, z. B. Mißwachs, Krieg, Pest und der- 
gleichen aus, so wurden schon in den ältesten Zeiten besondere 
Bußtage angeordnet, an welchen der Mensch eine recht ernstliche 
Selbstprüfung anstellen, Gott um seine Gnade anrufen und ihm 
geloben sollte, fortan in einem neuen Leben zu wandeln. Diese Buß- 
tage kehrten aber nicht alle Jahre wieder. Im dreißigjährigen Kriege, 
und zwar 1633, traf man aber die Einrichtung, daß alle Jahre 
ein bestimmter Bußtag gehalten werden sollte. Im Jahre 1664 
führte Johann Georg II. jährlich sieben Bußtage ein, 1710 wurde 
die Zahl derselben auf drei herabgesetzt und seit dem Jahre 1831 
feiern wir evangelische Sachsen alljährlich zwei Bußtage. 
*) Dr. Spener führte die Katechismusexamen schon 1672 ein, als er 
noch in Frankfurt a. M. angestellt war. Zuerst versammelte er die jungen 
Leute in seinem Zimmer um sich, und 1680 hielt er die erste Katechismus- 
prüfung öffentlich in der Kirche.
	        
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