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Ist das 17. Jahrhundert nicht gerade zu reich an Männern,
welche sich um Wissenschaft und Kunst hohe Verdienste erwarben, so-
ist dies sehr natürlich. Langjährige Kriege bilden zwar große Feld-
herren, den Künsten und Wissenschaften aber ist das Kriegsgeschäft
nicht günstig. Als die Waffen nach dem dreißigjährigen Kriege
ruhten, dachte man wieder an die Pflege derselben. Namentlich geschah
nach diesem Kriege viel für die Baukunst. An ihr hatte besonders
Johann Georg II. sein Wohlgefallen und die unter seiner Regierung
aufgeführten Bauwerke legen ein günstiges Zeugniß von seinem Kunst-
sinne ab. Ebenso beeiferten sich die Edelleute, ihre Schlösser geschmack-
voller, als früher, herstellen oder doch wenigstens umbauen zu lassen.
Dies wirkte wieder vortheilhaft auf den Bürger und so erhielten von
jetzt an die Städte, besonders die größeren, ein freundlicheres Ansehen.
Namentlich geschah hier gegen das Ende des 17. Jahrhunderts viel
für größere Sicherheit, indem die Ziegelbedachung immer allgemeiner
ward. Nur die Einführung der Straßenbeleuchtung ließ bis zum
nächsten Jahrhundert auf sich warten. Freiberg allein machte eine
Ausnahme und führte dieselbe schon 1672 ein. Andere Städte, wie
Leipzig und Dresden, duldeten die Straßenfinsterniß noch ungefähr
30 Jahre. Zu Anfange des 18. Jahrhunderts (1701 und 1705)
verbreiteten bescheidene Oellämpchen ihr mattes Licht auch auf den
Hauptstraßen dieser Städte, welche Einrichtung allmählich auch andere
Städte nachahmten.
Nach der Baukunst gelangte im 17. Jahrhunderte noch eine andere
Kunst zu hohen Ehren, und dies war die Musik. Johann Georg II.
besaß einen Kapellmeister, welcher weithin berühmt war und welcher
heute noch in gutem Andenken steht. Dieser verdienstvolle Mann hieß
Schütz. Daß die Musik damals in Sachsen zu einer hohen Aus-
bildung gelangte, ist hauptsächlich den Bemühungen dieses Mannes
zu verdanken. Da damals auch das Militär, wie oben erwähnt,
bestimmte Musikchöre erhielt, so fand auch das Volk — natürlich nur
allmählich — Gelegenheit, den Sinn für Musik zu wecken und ihr
Theilnahme und Wohlgefallen zu schenken.
Je mehr man Freude an edleren Vergnügungen und edlerer
Unterhaltung findet, desto widriger wird uns dann jedes Wohlgefallen
an Rohheiten und gemeinen Unterhaltungen. Man hatte auch alle
Ursache, dem im dreißigjährigen Kriege überhand genommenen rohen
und gemeinen Wesen zu steuern; denn Zucht und Sitte war da
gewichen, wo fremde rohe Truppen mit ihren Sünden und Lastern
einzogen. Lange noch nach jenem Kriege wird über die Rohheiten
geklagt, welche namentlich bei Volksfesten herrschten. Da gab es,
schreibt jemand aus jener Zeit, viel „Geschrei, Geblök und Geplerre“.
Die Rohheit ist aber meistentheils eine Folge der Unwissenheit und