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stellen und daß man in der Verehrung dieses Herrn immer auf seiner
Hut sein wolle. Die Bewohner des neuen Ortes nannten sich evan-
gelisch-lutherische Brüdergemeinde, und zwar aus folgendem
Grunde: „Evangelisch-lutherisch“ wollten sie heißen, weil sie das
Glaubensbekenntniß (und zwar das Augsburgische) der evangelisch—
lutherischen Christen zu dem ihrigen machten; und „Brüdergemeinde“,
weil sie sich untereinander als Brüder in Christo betrachteten.
Unterscheidet sich die Brüdergemeinde dennoch von der evan—
gelisch-lutherischen Kirche, so bezieht sich dies weniger auf die Lehre,
sondern hauptsächlich auf die Verfassung des Gemeindelebens, auf kirch-
liche Einrichtungen, die noch einfacher sind, als die unfrigen, u. dergl.
Graf Zinzendorf richtete nach dem Muster Herrnhuts fast in allen
Gegenden der Erde ähnliche Gemeinden ein.
Dieser Mann wurde im Jahre 1700 in Dresden geboren und
erhielt, nachdem er seinen Vater frühzeitig durch den Tod verloren
hatte, von seiner gottesfürchtigen Großmutter eine sehr sorgfältige,
streng christliche Erziehung. Später wurde dieselbe in Halle, und
zwar von dem frommen August Hermann Francke in derselben Weise
fortgesetzt. Der gute Same, der hier und im großmütterlichen Hause
in Zinzendorfs jugendliches Gemüth ausgestreut worden war, brachte
hundertfältige Frucht. Ihm war ein kaltes, todtes Christenthum,
das nicht in Werken der Liebe thätig ist, zuwider. Der Glaube
sollte Gesinnung, Wort und That, er sollte den ganzen Menschen
durchdringen. Leider mußte Zinzendorf auch in Erfahrung bringen,
wie man zu seiner Zeit wohl streng darauf hielt, „daß Gottes Wort
lauter und rein gelehret werde“, daß man dieses Wort aber todt in
den Herzen ruhen und es nicht aufgehen und Früchte bringen ließ.
In seinem Eifer hätte er gar zu gern allen helfen und ihnen ein
reges christliches Leben einhauchen mögen. Dieses heilige Feuer der
Begeisterung litt ihn nicht zu Hause. Er legte die Hofrathsstelle,
die er in Dresden bekleidete, nieder, ließ sich in Preußen als Prediger
examiniren und trat in den geistlichen Stand. Jetzt ging er aus in
alle Welt. Wir finden ihn bei den wilden Indianern in Nordamerika,
wir finden ihn auf den westindischen Inseln, wir finden ihn in Ruß-
land, Holland, England r2c. Ueberall predigte und lehrte er, stiftete
neue Gemeinden, richtete sie ein, verbesserte bestehende Gemeinden und
zeigte überhaupt eine Thätigkeit, die ans Unglaubliche grenzte. Und
die neuen Gemeinden folgten in ihrer Wirksamkeit dem Beispiele
ihres Gründers. In fernen Heidenländern wurden Missionsplätze
errichtet und viele, „die in Finsterniß und Schatten des Todes
saßen“, wurden zu dem Herrn ihrem Gott bekehrt. Gegenwärtig
unterhalten die Brüdergemeinden über 70 Missionsplätze.
Graf Zinzendorf verstand es, die Glieder seiner Gemeinde zu
einem neuen, christlichen Leben zu erwecken, und dennoch erfuhr dieser