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edle Mann von vielen Seiten Spott und Verfolgung, ja sogar Ver—
bannung. Wie ging dies zu? „Graf Zinzendorf ist ein religiöser
Schwärmer!“ hieß es von manchen Seiten. Eine böswillige Erfin—
dung kann man diese Anklage nicht nennen; Zipzendorf gab hierzu
selbst Veranlassung. So stellte er, um nur etwas hervorzuheben, die
Gemeinschaft, in welche Christus mit den Seinen tritt, oft in den
überschwenglichsten Bildern und Ausdrücken dar, wie wir sie weder
bei Christo, noch bei seinen Aposteln finden. Am weitesten ging er
hierin in manchen seinen Liedern, in welchen er das Verhältniß
Christi zu seiner Gemeinde und zu jedem einzelnen Gliede derselben
in einer Weise besang, die viel zu sehr an irdische Verhältnisse er—
innerte und deshalb Anstoß erregte. Hiervon abgesehen, zumal da
Zinzendorf später manches selbst nicht billigte, so steht so viel fest,
daß diesen Mann ein frommer Sinn durchdrang, daß er nur Gutes
wirken und schaffen wollte, daß er im Dienste Christi eine rastlose
Thätigkeit zeigte und daß sein Wirken mit dem reichsten Segen
gekrönt ward.
„Als Zinzendorf am 9. Mai 1760 starb, hinterließ er in vier
Welttheilen Brüdergemeinden, die seinen Namen mit Dank nannten
und das „Bete und arbeite“ fromm vor Augen hatten.“ Zu seinem
Begräbnisse stellten sich über 2000 Freunde ein und 32 Prediger
und Missionäre wechselten im Tragen seines Sarges ab. Zinzendorfs
Ruhestätte befindet sich auf dem gartenähnlichen Friedhofe zu Herrn-
hut, wo ein großer viereckiger Stein seine Grabstätte bezeichnet.
Zwei Stunden östlich von Zittau liegt das Dorf Türchau, in
welchem 1668 ein Mann das Licht der Welt erblickte, dessen Name
nachmals fast in der ganzen evangelischen Christenheit auf der Erde
bekannt wurde. Dieser Mann war Johann Hübner. Er studirte
in Leipzig, wo er auch eine Zeit lang als Professor wirkte. Später
verließ er unser Vaterland und wurde Rektor in Hamburg, wo er
1731 starb. Seine „zweimal zwei und fünfzig auserlesenen biblischen
Historien aus dem alten und neuen Testamente“ hatten früher Tau-
sende von Kindern in den Händen und wurden von „Anderen nicht
blos mit feinen Kupfern ausgeführt“, sondern auch in die lateinische,
französische, italienische und schwedische Sprache übersetzt.
Unser Landsmann erwarb sich aber auch noch ein Verdienst, das
nicht unerwähnt bleiben darf. Vergleicht man ganz alte Landkarten
mit den unfrigen, so findet man nur zu bald, welch großer Fort-
schritt in Verbesserung derselben eingetreten ist. Namentlich wußte
man früher so gut wie gar nichts vom Coloriren oder Illuminiren
der Landkarten. Man unterschied durch Farben höchstens nur das
Land vom Wasser. Hübner war ein denkender Schulmann und er
sah nur zu gut ein, welch großen Vortheil eine gut illuminirte Land-
karte beim Unterrichte gewähren könnte und müßte. Er brachte daher