— 341 —
21 Millionen Mark. Die Kriegswunden waren jetzt erst leicht verharscht,
weshalb die Landstände Bedenken trugen, dem Lande abermals eine
so schwere Last aufzulegen. An Widerspruch war der Prinz als
früherer Soldat nicht gewöhnt, und diesen konnte er auch als Regent
nicht vertragen. Als die Landstände seine Forderung verweigerten,
gerieth er in Zorn und ergriff eine Maßregel, die dieses sonst so
ehrenwerthen Fürsten nicht würdig war. Im Sturnschritt ließ er
Militär anrücken und die Ausgangsthüren des Sitzungssaales besetzen,
um auf diese Weise seinen Willen mit Gewalt zur Geltung zu bringen.
In dem für Sachsen so nachtheiligen siebenjährigen Kriege war
der Bergbau fast ganz ins Stocken gerathen. Ihn wieder zu heben,
betrachtete Prinz Kaver ebenfalls als eine seiner Hauptsorgen. Was
August der Starke (1702) angebahnt hatte, baute er weiter aus.
Jener Fürst hatte die allerdings sehr kleine Summe von 600.#7
zum Unterrichte junger Leute in den Bergwissenschaften ausgesetzt.
Daß danmit nicht viel erreicht werden konnte, liegt auf der Hand.
Im Jahre 1765 sollte mehr geschehen. Der Prinz stattete mit den
übrigen Gliedern des kurfürstlichen Hauses Freiberg einen Besuch ab,
und es wurde bei dieser Gelegenheit die Gründung einer Berg-
akademie beschlossen. Noch in demselben Jahre unterzeichnete Kaver
die Stiftungsurkunde der neuen Anstalt, und Ostern 1766 wurde sie
eröffnet. Von jetzt an fanden junge Leute Gelegenheit, sich in allen
Wissenschaften, welche sich auf Bergbau und Hüttenwesen beziehen,
unterrichten zu können. Sehr bald erfreute sich die junge Anstalt
eines europäischen Rufes, weshalb man unter den Studirenden
Portugiesen, Spanier, Franzosen, Engländer, Schweden, Russen,
Amerikaner, ja einigemal Asiaten und Afrikaner zählte. Ferner ver-
schrieb man nach Spanien, Sicilien, Rußland, selbst nach Amerika
wiederholt sächsische Bergbeamte mit Bergleuten. Mehrere Lehrer
dieser Anstalt, welche wir später kennen lernen werden, erwarben sich
einen weltbekannten Ruf. Auch jetzt noch zählt die Bergakademie
unter den Studirenden viele Ausländer.
Bei dem jetzigen Kriegswesen widmet man der Artillerie ganz
besondere Aufmerksamkeit, und was sie im Kriege Außerordentliches
zu leisten vermag, lehrt uns die Geschichte fast jeder Schlacht. Von
jeher hat man die Vortrefflichkeit der sächsischen Artillerie gerühmt
und schon seit einhundert Jahren wendete man ihr die sorgfältigste
Ausbildung zu. Prinz Taver, der seine Thätigkeit Jahre lang dem
Kriegswesen widmete, begründete im Jahre 1767 in Dresden
eine Artillerieschule, welche ein Jahr später eröffnet ward.)
*) Als Sachsen im Jahre 1866 dem norddeutschen Bunde beitrat,
mußte es auch sein Militärwesen gänzlich umgestalten. In Folge dessen ward
die Artillerieschule kurz vor ihrem hundertjährigen Bestehen aufgehoben und
ihre Zöglinge mit dem Kadettencorps vereinigt.