Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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des Landes wieder herzustellen. Wo er wußte und konnte, suchte der 
Kurfürst zu ersparen. Die Schuldenlast verringerte sich mit jedem 
Jahre und die Spuren des siebenjährigen Krieges verwischten sich 
immer mehr. Friedrich August der Gerechte wurde ein zweiter 
Vater August. Seine Sorgfalt umfaßte alle Verhältnisse des Landes 
und alle seine Unterthanen, auch die, für welche Gott der Obrigkeit 
das Schwert gegeben hat. 
Wurde jemand irgend eines Verbrechens angeklagt, oder stand 
er in Verdacht, ein solches begangen zu haben, so wandte man früher 
die furchtbarsten Mittel an, ihm ein Geständniß abzuzwingen. Man 
fügte ihm nämlich mit allerlei, oft mit den ausgesuchtesten Marter- 
werkzeugen, die entsetzlichsten Qualen zu. Gestand er in seiner Angst 
irgend etwas ein, was er später widerrief, so wiederholte und ver— 
schärfte man jene Qualen. Diese Anwendung von Peinigungsmitteln, 
um einem Angeschuldigten durch körperliche Qualen ein Geständniß 
abzuzwingen, nannte man Tortur oder Folter. Die Anwendung 
derselben wurde zwar im Jahre 1532 beschränkt, indem niemand 
gefoltert werden sollte, welcher nicht eines Verbrechens dringend ver- 
dächtig sei, dessenungeachtet konnte der Unschuldigste den Qualen der 
Folter ausgesetzt werden. Im Jahre 1770 hob Friedrich August 
die Anwendung der Folter auf, sowie er auch den Staupenschlag 
und die Landesverweisung abschaffte und die Todesstrafe in selteneren 
Fällen eintreten ließ. 
Im Jahre 1765 fand im großen Garten bei Dresden auf 
kurze Zeit eine eigenthümliche Thierausstellung statt, die nicht durch 
ihre Mannigfaltigkeit und Großartigkeit, sondern durch ihre Eigen- 
thümlichkeit die allgemeinste Aufmerksamkeit erregte. Hier waren 
nämlich unter Führung zweier spanischer Schafknechte 220 spanische 
Schafe (Merinos) mit drei spanischen Schäferhunden angekommen.) 
Nachdem sie der kurfürstliche Hof in Augenschein genommen, mußten 
diese an sich schwächlichen Thiere abermals eine Reise, diesmal aber 
eine kleine, antreten. Das Ziel war Stolpen und Hohnstein, wo jene 
Fremdlinge ihren ferneren Aufenthalt fanden. Mit dem genannten 
Jahre begann in unserm Vaterlande die Veredlung der Schaf- 
zucht. Eine zweite Sendung von 800 spanischen Schafen traf im 
Jahre 1768 ein. 
Friedrich August setzte das von seinem Onkel Begonnene fort. 
Im Jahre 1778 schickte er einen Schafmeister aus Stolpen (Fränzel) 
nach Spanien, der mit einer Herde von 300 Stück Merinos zurück- 
*) Nach Angaben aus jener Zeit waren diese Thiere ein Geschenk des 
Königs Karl III. Worauf die Behauptung neuerer Geschichtschreiber fußt, 
daß Prinz Taver die Schafe gekauft habe, ist mir unbekannt. Da die Absicht 
der Veredlung der Schafzucht in seinem Plane lag, so hatte er die Schafe 
jedenfalls kaufen wollen, während sie ihm der König als Geschenk übersendete.
	        
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