Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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einen Vertrag, in welchem er auf verschiedene Länderstriche im nörd- 
lichen Bayern verzichtete und sich sogar einverstanden erklärte, auch 
mit Oberbayern einen Austausch eintreten zu lassen. Das war ein 
willkürliches, unberechtigtes Schalten mit deutschen Ländern. Hierzu 
konnte, außer Sachsen (und Mecklenburg), auch noch ein anderer 
deutscher Fürst nicht schweigen, und dies war der Pfalzgraf von 
Zweibrücken. Starb der jetzige Erbe Bayerns, wie es den Anschein 
hatte, kinderlos, so fiel jenem dieses Erbtheil zu. Sachsen (Mecklenburg) 
und Zweibrücken protestirten gegen jenen Vertrag, fanden aber in 
Wien kein Gehör. 
Noch einem andern deutschen Fürsten konnte das Abkommen mit 
Oesterreich nicht gleichgiltig sein, und dies war Friedrich der Große 
von Preußen. In demselben Grade, in welchem sich Oesterreichs Macht 
vergrößerte, trat natürlich Preußen zurück. Sehr willkommen war 
ihm daher die Gelegenheit, gegen diesen ungerechten Länderhandel 
auch ein ernstes Wort mit sprechen zu können. Die benachtheiligten 
Erben riefen ihn nämlich zum Schiedsrichter an. Zmischen unserm 
Kurfürsten und dem preußischen Könige bestand seit einigen Jahren 
das innigste Freundschaftsverhältniß, und auch aus diesem Grunde 
konnte jener auf den Beistand seines mächtigen Freundes rechnen. 
Unerwartet drohte diese Freundschaft zu erkalten, und Oester- 
reich schöpfte deshalb neue Hoffnung zur Erreichung seiner Pläne. 
Friedrich II. schlug nämlich unserm Kurfürsten folgenden Ländertausch 
vor. Friedrich August solle ihm die beiden Lausitzen bis an die 
schwarze Elster überlassen und Friedrich II. wolle dagegen dem Kur- 
fürsten das Erbrecht auf die beiden Fürstenthümer Ansbach und 
Bayreuth (140 Quadratmeilen) abtreten. So annehmbar auch dieser 
Tausch unserm Kurfürsten erscheinen mußte, da die Fruchtbarkeit der 
ihm angebotenen Ländereien weit größer war, als die der abzutretenden, 
so wies er doch diesen Antrag in einer Weise zurück, die ihm nur 
zur Ehre gereicht. Er erklärte, „daß er sich nicht entschließen könne, 
ihm ergebene und völlig treue Unterthanen abzutreten und gegen 
andere zu vertauschen.“ Friedrich II. ehrte diese Gesinnung, und 
das Freundschaftsverhältniß erlitt nicht die geringste Störung. 
Oesterreich und Preußen rüsteten ernstlich. Deutschlands gesegnete 
Fluren drohte ein neuer verheerender Krieg zu verwüsten. Vor diesem 
Gedanken schrak unser edler Kurfürst zurück und bot Oesterreich zur 
friedlichen Ausgleichung die Hand. Großherzig verzichtete er auf einen 
Theil seiner Erbrechte, allein Oesterreich muthete ihm Anforderungen 
zu, die eines ehrlichen deutschen Fürsten unwürdig waren. Der Krieg 
war unvermeidlich und wurde auch am 5. Juli 1778 eröffnet. Mit 
zwei Heeren, an welche sich 21000 Sachsen anschlossen, drang Friedrich 
in Böhmen ein. Der Anfang war für ihn glücklich, denn sein Bruder 
Heinrich umging ein österreichisches Streifcorps und nahm es gefangen.
	        
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