Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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hände. Der Anfang zu Spinnmaschinen war gemacht und ehe 
das Jahrhundert zu Ende ging, hatte man den unvollkommenen 
Anfang so verbessert, daß man Maschinen mit 3 bis 400 Spindeln 
arbeiten lassen konnte. 
Unser gewerbfleißiges Sachsen zeichnete sich bis zur Mitte des 
vorigen Jahrhunderts durch seine Leinwandverfertigung aus (S. 40); 
allein dies genügte nicht mehr. Da sich andere Länder auf Baum- 
wollenweberei geworfen hatten, so mußte auch unser Vaterland, um 
nicht zurückzubleiben, diesen Erwerbszweig mit in seine industrielle 
Thätigkeit aufnehmen. Mit Hilfe der Spindel und des Rades dann 
noch die Baumwolle spinnen zu lassen, als es in England mit Maschinen 
geschah, konnte unsern Fabrikanten nicht einfallen, weil sonst ihre 
Waaren den englischen gegenüber viel zu hoch im Preise gestanden 
hätten. Sachsen mußte daher von England das Baumwollengarn 
beziehen und deshalb ungeheure Summen dem Auslande zufließen 
lassen. Nur zu nahe lag der Gedanke, in unserm Vaterlande das- 
selbe zu versuchen, was England seit Jahren mit Hilfe seiner Maschinen 
mit Glück in Ausführung gebracht hatte. Man gewann einen 
englischen Mechanikus, Namens Whitfield, welcher bereits in 
England verschiedene Spinnmaschinen gebaut hatte. Um dem Unter- 
nehmen einen glücklichen Fortgang zu verschaffen, bewilligte der Kur- 
fürst diesem Engländer unter der Bedingung einen Jahrgehalt von 
3000 -2, daß er sich durch einen Eid verbindlich mache, nur für 
Sachsen zu arbeiten. Der glücklichste Erfolg krönte das Unter- 
nehmen. Im Jahre 1800 erfreute sich Chemnitz der ersten Spinn- 
maschinen. 
Solch ein Unternehmen verdiente die größtmöglichste Unter- 
stützung. Sie wurde demselben auch zu Theil, denn die ersten Unter- 
nehmer, Wöhler und Lange'), erhielten zur größeren Ausdehnung 
ihres Geschäfts aus Landeskassen einen Vorschuß von 45 000 .7. 
Neues, und wäre es auch noch so gut, hat bei seinem Entstehen 
fast immer mit Hindernissen jeder Art zu kämpfen. Unsere Pro- 
fessionisten, als Schmiede, Schlosser, Drechsler, Tischler u. s. w. gingen 
anfangs, weil ihnen diese Arbeit ganz ungewohnt war, mit Wider- 
willen an den Bau einer Maschine. Mit diesem Widerwillen ver- 
einigte sich das Geschrei der Menge, welche meinte, durch Einführung 
der Maschinen müßten die Menschen arbeitslos werben. Nur all- 
mählich gelangte man zu der Einsicht, daß Sachsen ohne Maschinen 
dem Auslande die Wage nicht halten könnte, daß dann das Fabrik- 
wesen zurückgehen und dies Arbeitslosigkeit zur Folge haben müßte. 
Die Maschinen hoben das ganze Fabrikwesen und zogen aus dem 
*) In den Werken jener Zeit habe ich den Namen Lange gefunden, 
in einigen späteren Schriften steht Lampe.
	        
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