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ihn betroffenen Unglücks anzuklagen. Wie Geiz, so ist auch Habsucht
die Wurzel alles Uebels. Seinem Bruder Dietrich, den wir unter
dem Beinamen „den Bedrängten“ werden kennen lernen, wollte er
das Erbtheil, die Grafschaft Weißenfels, entreißen, wodurch er sich
ganz unnöthig in für ihn unglückliche Kämpfe verwickelte. Ueberhaupt
umschlang die beiden Brüder keineswegs das Band der Eintracht.
Leider wurde im Elternhause der Same der Zwietracht zwischen
Bruder und Bruder, sogar zwischen Vater und Sohn ausgestreut.
Albrecht, als ältester der Söhne, konnte sich mit Recht als des Vaters
Nachfolger in der Markgrafschaft betrachten, wie es überdies auch
im Testamente festgesetzt worden war. Der Mutter Liebling war
der jüngste Sohn, der erwähnte Dietrich, und diese vermochte durch
ihre Ueberredungskunst ihren Gemahl dahin zu bestimmen, daß er
das Testament zu Dietrichs Gunsten änderte; eine Maßregel, welche
zur Quelle des unsäglichsten Familienzwistes wurde und der sich
endlich zu einem unheilvollen Kampfe zwischen Sohn und Vater
steigerte.
Ganz unerwartet wurde Markgraf Albrecht vom Tode ereilt.
Er befand sich in Freiberg, wo ihm eine verruchte Hand Gift bei-
brachte. Dieses wirkte so furchtbar, daß er Meißen, seine Residenz,
nicht erreichte. Weiter, als bis Krummen-Hennersdorf, damals
Krummen-Heinrichsdorf, war der Schwererkrankte, obgleich er in
einer Sänfte getragen wurde, nicht zu bringen. In einer Bauern-
hütte, auf einem Strohlager liegend, gab der unglückliche Markgraf
1195 seinen Geist auf. — Dieser vielgeprüfte Fürst würde sich un-
streitig, hätte er unter günstigeren Verhältnissen gelebt, in Sachsens
Geschichte einen ehrenvollen Namen erworben haben. Ist ihm auch
nicht Herrschsucht abzusprechen, so zeichnet ihn doch andererseits Muth
und Beharrlichkeit aus.
9. Dietrich der Hedrängte, 1195—1221.
Dietrichs 26 jährige Regierungszeit war ebenfalls eine Kette
schwerer Bedrängnisse. Das Glück, ganz unerwartet Erbe eines
schönen und reichen Markgrafthums geworden zu sein, wurde ihm
sehr bald recht empfindlich verbittert. Damals regierte in Deutsch-
land Kaiser Heinrich VI., und dieser machte dem Markgrafen Dietrich,
wie er es schon mit dessen Vorgänger gethan, das Leben recht schwer.
Das silberreiche Meißen erregte allerorts Mißgunst und Neid, und
selbst den Kaiser gelüstete im Stillen nach demselben, weshalb Albrecht
und Dietrich ihr Erbe gar ängstlich bewachen mußten. Zwar starb
der Kaiser 1197, aber sein Tod wurde die Ursache neuen Unfriedens.
Bei der Kaiserwahl trat ein so schroffes Parteiwesen zu Tage, daß
im Schoße Deutschlands die blutigsten Kämpfe ausbrachen, in welche