Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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In seiner Weisheit sah unser Kurfürst mit Gewißheit voraus, 
daß sich Europa durch diesen Schritt sehr leicht in einen langwierigen 
Krieg verwickeln könne. Ihm war daher die ganze Zusammenkunft, 
in der Geschichte unter dem Namen Pillnitzer Convent bekannt, 
zuwider. Er mischte sich weder in die Verhandlungen, noch unterschrieb 
er das verabredete Bündniß gegen Frankreich. Ihm genügte es, gegen 
die Anwesenden die Rolle des freundlichen, zuvorkommenden Wirthes 
zu spielen. So sehr er sonst der Einfachheit huldigte, so ließ er es 
doch auch, sobald es die Verhältnisse geboten, nicht an Glanz fehlen. 
Denselben seinen hohen Gästen gegenüber einmal zu zeigen, hielt er 
diesmal für seine Pflicht. Am 26. August ließ er z. B. in Pillnitz 
ein Feuerwerk abbrennen, das zu den großartigsten dieser Schau- 
spiele gehört. 
Im nächsten Jahre (1792) rückten die vereinigten österreichisch- 
preußischen Truppen gegen Frankreich vor. Unser Kurfürst konnte 
sich nicht entschließen, seine Truppen zu dem Heere der Verbündeten 
stoßen zu lassen. Ihm ahnte nichts Gutes. Mit Recht fürchtete er, 
daß die Einmischung fremder Mächte die Franzosen nur noch mehr 
erregen und erbittern würde. 
# Nur bis zum Jahre 1793 konnte unser Kurfürst seinem Lande 
den Frieden erhalten. In diesem Jahre wurde nämlich die deutsche 
Reichsarmee gegen Frankreich aufgeboten. Jetzt mußten auch 
unsere Truppen zu den Waffen greifen. Zum ersten Male sah unser 
Kurfürst seine Armee während seiner Regierung hinausziehen zu 
blutigen Waffenthaten, denn der im Jahre 1778 ausgebrochene 
bayerische Erbfolgekrieg (Seite 346) hatte ohne eine Schlacht einen 
friedlichen Ausgang genommen. 
Der Herzog von Braunschweig übernahm den Oberbefehl über 
die deutsche Reichsarmee. Die von ihm an Frankreich erlassene Kriegs- 
erklärung war höchst unklug abgefaßt und steigerte die Erbitterung 
der Franzosen aufs höchste. Was fast mit Gewißheit vorauszusehen 
war, trat ein. Die Reichsarmee vermochte im Ganzen nur wenig 
auszurichten, und der Herzog von Braunschweig, der erst mit einem 
einzigen Schlage Frankreich zu vernichten hoffte, trat sehr bald den 
Rückzug an. In diesem Feldzuge erwarben sich unsere Landsleute 
allgemein den Ruf einer ausgezeichneten Truppe, so daß selbst der 
König von Preußen ihre Tapferkeit rühmend anerkannte. 
Als im Jahre 1796 die Franzosen siegreich in das Innere 
Deutschlands vordrangen, schloß unser Kurfürst mit Frankreich 
Frieden und verschaffte dadurch seinem Lande eine zehnjährige Ruhe. 
Ehe neues Kriegsgeschrei unser Vaterland durchtobte, wurde es 
in den Jahren 1804 und 1805 durch eine schwere Theuerung heim- 
gesucht (S. 351).
	        
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