Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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Ströme. Reisende, welche nicht zu Fuße gehen wollten, benutzten 
Posten, Lohnkutscher oder eigenes Geschirr, um so bequem und schnell 
wie möglich den Zielpunkt ihrer Reise zu erreichen. Auf den Land- 
straßen zwischen Leipzig und Dresden, Bautzen rc., ferner zwischen 
Dresden, Zwickau, Plauen 2c. herrschte zu manchen Zeiten ein Verkehr, 
von dessen Größe wir uns jetzt kaum eine Vorstellung zu machen im 
Stande sind. Auf einmal verödeten jene Chausseen und verrasten 
stellenweise. Man stellte Schienenwege oder Eisenbahnen her, auf 
welchen lange, lange Wagenzüge, von der Dampfkraft in Bewegung 
gesetzt, einherbrausen, als würden sie von einer unsichtbaren, zauber- 
haften Kraft getrieben. 
Die Benutzung des Dampfes als Bewegungsmittel gehört offenbar 
zu den großartigsten Erfindungen, die je auf der Erde gemacht worden 
sind. Unserm Sachsen gebührt in Deutschland die Ehre, die erste 
große Eisenbahn hergestellt zu haben. Im April 1839 war es 
nach Ueberwindung mancher Schwierigkeiten gelungen, die ganze 
Eisenbahnstrecke zwischen Dresden und Leipzig befahren zu können. 
In kurzer Zeit schlossen sich dieser Bahn, die Verbindungs= und 
Zweigbahnen ungerechnet, noch vier große Staatsbahnen an, und 
zwar die sächsisch-baperische mit ihrer großartigen Göltzschthal- 
überbrückung, ferner die sächsisch -schlesische, die sächsisch-böhmische 
und die Chemnitz-Riesaer Bahn. Millionen von Mark erforderte 
zwar die Herstellung dieser Bahnen, zumal da weite Thäler zu über- 
brücken, Felsen zu sprengen und Anhöhen abzutragen waren; allein 
die Opfer, die dem Lande für die Eisenbahnen auferlegt wurden, 
bringen dem Verkehre Gewinn auf Gewinn. 
J) Die Tahre 1848 und 1849. — Friedrich Augusts merkwürdiges Lebensende. 
In einem Zeitraume von 20 Jahren hatten sich in Sachsen fast 
alle Verhältnisse umgestaltet. Handel und Gewerbe blühten. Alles 
war wohlgeordnet. Anstatt erhöhte Steuern dem Laude auferlegen 
zu müssen, konnte im Gegentheil in jedem der drei Jahre 1841 bis 
mit 1843 die Hälfte der Gewerbe= und Personalsteuer erlassen werden. 
Tausende segneten des Vaterlandes glückliche Verhältnisse. Hätte sich 
alles ruhig und ungestört weiter fort entwickeln und ausbilden können, 
sicherlich würden die kommenden Jahre mit zu Sachsens goldenem 
Zeitalter gehört haben. 
Da drang auf einmal (im Febrnar) 1848 von Frankreich eine 
Kunde nach Deutschland herüber, die man anfangs für ein Märlein 
zu halten versucht war, die aber volle Wahrheit enthielt. Abermals 
hatten nämlich die unruhigen Franzosen auf dem Wege der Revolution 
ihre Staatsverfassung umgestoßen, ihren König Ludwig Philipp ver- 
trieben und ihr Reich als Republik ausgerufen, an deren Spitze bald
	        
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