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diesen feierlichen Augenblicken seine Seele bewegte, weiß nur der,
welcher allein in des Herzens Tiefen schauen kann. Sichtlich gestärkt
durch ein inbrünstiges Gebet und erhoben von dem Gedanken, das
Schwert für die Rechte eines deutschen Bruderstammes ergriffen zu
haben, kehrte er zu seinem Gefolge zurück und rief mit kräftiger
Stimme: „Nun vorwärts mit Gott, meine Herren!“
Der theure heimatliche Boden wurde verlassen, um im Böhmer—
lande den weiteren Verlauf der ernsten Ereignisse abzuwarten. Zunächst
wurden unsere Truppen in der Umgegend von Teplitz einquartiert.
Fünfundzwanzig Stunden nach der Kriegserklärung fielen die Preußen
bei Strehla und in der Gegend nach Leipzig zu in Sachsen ein.
Um ihnen die Verbindung mit dem rechten Elbufer abzuschneiden,
steckten die Sachsen die Elbbrücke bei Riesa in Brand und sprengten
die zu Meißen. Am 18. Juni rückten die Preußen in Dresden ein,
sowie sie denn sehr bald, da sie nirgends auf sächsische Truppen stießen,
die wichtigsten Punkte unsers Vaterlandes, den Königstein aus-
genommen, welcher unangefochten in der Gewalt der Sachsen blieb,
besetzt hatten.
Früher waren auf sächsischem Grund und Boden der blutigen
Schlachten viele geschlagen worden, diesmal sollte Böhmen diese
traurige Rolle zufallen. Am 23. Juni drangen die Preußen durch
die Pässe des Lausitzer- und Riesengebirges in dieses Land ein.
Den 27. kam es zu Gefechten bei Trautenau und Nachod, und
den 28. bei Skalitz und Münchengrätz, welche sämmtlich mit nach-
theiligem Ausgange für die Oesterreicher verbunden waren. — Am
29. fand ein größeres Treffen bei Gitschin statt, bei welchem die
Hälfte der sächsischen Armee zur Mitwirkung gelangte und mit Ehren
kämpfte. Auch dieser blutige Tag endigte mit dem Rückzuge der
Verbündeten vor den hier mehr als doppelt so starken Preußen.
Nachdem sich die gesammte österreichische Nordarmee am 2. Juli
mit den Sachsen vereinigt hatte, nahmen beide zwischen Josephstadt
und Königsgrätz eine feste Stellung ein, um den vordringenden
Preußen ernsten Widerstand entgegenzusetzen. Die Stellung der
vereinigten Armee war eine höchst vortheilhafte. Namentlich dienten
ihr die Anhöhen, welche mit Hunderten von Kanonen besetzt waren,
zu wichtigen Stützpunkten. Da brach der verhängnißvolle 3. Juli an.
Zwei mächtige Heere standen einander gegenüber. Die Preußen
kommandirte der König Wilhelm selbst, während den Oberbefehl über
die Oesterreicher und Sachsen der Feldmarschall Benedek führte.
Sieben Uhr morgens gab der König das Zeichen zum Angriff. Ein
blutiger Kampf entbrannte, namentlich waren die Verheerungen, welche
die österreichische und sächsische Artillerie unter den Preußen anrichtete,
furchtbar. Das Siegesglück neigte sich auf die Seite der österreichisch-