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Eine frühere Einrichtung im sächsischen Heere ist jetzt gänzlich
beseitigt worden. In gewissen Fällen konnte sich ein ausgehobener
Soldat „loskaufen“, d. h. er konnte sich gegen Entrichtung von
900 Mark von der Militärpflicht befreien. Für diesen trat dann
gegen die genannte Entschädigung ein anderer in die Armee ein.
Jener — der Verpflichtete — hieß „Einsteller“ und dieser — der
Stellvertreter — „Einsteher“, welche letztere fast durchgängig aus
älteren Soldaten und Unteroffizieren bestanden.
Dagegen ist eine früher schon in Preußen bestehende Einrichtung,
die unserem Heerwesen bis jetzt fremd war, auf unsere Armee über—
gegangen. Junge Männer, welche einen höheren Bildungsgrad besitzen
und welche im Stande sind, ihre Unterhaltung, ihre Bekleidung und
Ausrüstung (Equipirung) selbst zu bestreiten, erhalten — unter dem
Namen „Freiwillige“ — die Vergünstigung, daß sie mit Einem
Jahre ihre Dienstzeit in der activen Armee beendigen können; der
Verpflichtung zum Eintritt in die Reserve und Landwehr sind sie
aber nicht enthoben.
Die Umgestaltung unsers Heerwesens brachte unserer Armee
auch neue Truppengattungen, und zwar 2 Regimenter Ulanen, sowie
später (1876) 2 Husaren-Regimenter, in welche 2 Reiter-Regimenter
verwandelt wurden.“)
Der Kommandant der königlich sächsischen Armee, welche das
12. norddeutsche (jetzt deutsche) Armeecorps bildet, war bis zu seiner
Uebernahme der Regierung (1873) Kronprinz Albert; ihm folgte
sein Bruder Prinz Georg als kommandirender General.
Da seit dem Eintritte in den Norddeutschen Bund die Erhaltung
eines Soldaten in Friedenszeit durchschnittlich in einem Jahre auf
675 Mark angesetzt worden ist, so bedarf unser Vaterland für seine
Armce jährlich ungefähr 15 Millionen Mark, während es als deutscher
Bundesstaat weniger als die Hälfte dieser Summe für die Militär-
zwecke aufzubringen hatte. Sehr natürlich, daß diese gesteigerten
hluegaben eine nicht unbedeutende Erhöhung der Abgaben zur Folge
atten.
110. Schwere Anglüchgfälle.
Die Verschüttung in Tugau. — Brand in Tohanngeorgenstadt. —
Das „schlagende Wetter“ im Steinkohlenwerke bei Großburgk.
Diejenigen unserer Mitbrüder, deren Beruf darin besteht, aus
der Tiefe der Erde Schätze allerlei Art ans Tageslicht zu fördern,
sind bei ihrer Beschäftigung den mannigfaltigsten Gefahren ausgesetzt.
» *) In der früheren Zeit zählte Sachsen ebenfalls Ulanen und Husaren
in seiner Armee.