— 477 —
in der Taufe die Namen: Friedrich August Albert beigelegt
wurden.
Die Ankunft eines Prinzen hatte im ganzen Lande die freudigste
Theilnahme hervorgerufen, weil man in ihm zugleich auch den
künftigen Thronerben erblickte, da die Ehe des nachmaligen Königs
Friedrich August II. kinderlos war.
Alberts Eltern waren der damalige Prinz Johann und die
Prinzessin Amalie, ein Elternpaar, das in jeder Beziehung in
Sachsens Geschichte als nachahmungswürdiges Muster im reinsten
Lichte strahlen wird. Alberts Erziehung und sein Jugendunterricht,
geleitet von dem Geheimen Rathe Dr. von Langenn und aufs
sorgfältigste überwacht von seinen erhabenen Eltern, war ganz vor-
züglich. Nach glänzenden Fortschritten in den gewöhnlichen Schul-
kenntnissen widmete sich der Prinz besonders der Kenntniß der
Geschichte und den juristischen Studien. Als er als 19jähriger
Jüngling zum ersten Male an den Arbeiten des höchsten Gerichtshofes
Theil nahm, fällte sein ehemaliger Erzieher bei seiner Einführung in
diese neue Thätigkeit ein vielsagendes Urtheil über ihn, indem er ihn
als einen „wissenkundigen Jüngling“ begrüßte.
Im Jahre 1847 bezog der Prinz die Universität Bonn, wo er
aber die Studien der im Jahre 1848 in Paris ausgebrochenen
Revolution wegen nach einiger Zeit wieder abbrechen mußte. Seiner
militärischen Ausbildung widmete er ebenfalls die größte Sorgfalt.
Von dem Grundsatze ausgehend, wer die Leiter ersteigen will, muß
mit der untersten Stufe anfangen, begann der Prinz seine militärische
Laufbahn auf der untersten Stufe. Als im Jahre 1849 der
deutsch-dänische Krieg ausbrach (Seite 461) nahm er schon als
Artilleriehauptmann an demselben Teil und zeichnete sich besonders
bei Erstürmung der Düppeler Schanzen durch aufmunternden
Einfluß auf die Mannschaften und durch Unerschrockenheit aus,
da er „im heftigsten Kugelregen seine Batterie ebenso besonnen und
kaltblütig leitete, als ob er sich auf dem Exercirplatz befände.“
In dem 1866 ausgebrochenen preußisch-österreichischen Kriege
(Seite 463) befehligte der damalige Kronprinz als Kommandant
die sächsische Armee bei Münchengrätz, bei Gitschin und bei
Königgrätz so meisterhaft, daß er seine militärische Begabung
glänzend ins Licht stellte. Ein Augenzeuge dieser Schlacht sagte
von ihm: „Man rühmte schon damals des Kronprinzen unerschütter-
liche Ruhe und Besonnenheit, und diesen militärischen Eigenschaften
ist es zu verdanken, daß er in der Schlacht bei Königgrätz die Ehre
der sächsischen Armee aufrecht erhielt."“
Der für Preußen siegreiche Ausgang dieses Kampfes brachte
Deutschland eine neue Verfassung. An die Stelle des Deutschen
Bundestages trat der Norddeutsche Bund; auch wurde das deutsche