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Heerwesen größtentheils nach dem preußischen umgestaltet. Die
königlich sächsischen Truppen bildeten das 12. norddeutsche Armeecorps,
zu dessen kommandirenden General der Kronprinz Albert 1867
ernannt wurde.
Im Juli 1870 entbrannte ein blutiger Krieg zwischen
Frankreich und Deutschland (Seite 463), an welchem das
12. norddeutsche Armeecorps unter der bewährten Führung ihres
Kommandanten Theil nahm. Am 18. August wurde unseren Truppen
und ihrem bewährten Führer bei Gravelotte-St.-Privat volle
Gelegenheit geboten, in den blutigen Kampf mit einzutreten und
an dem siegreichen Ausgange des Riesenkampfes wesentlich Theil
zu nehmen. Der siegreiche Ausgang des Kampfes für die Deutschen
bei St.-Privat ist hauptsächlich dem 12. Armeecorps unter
der meisterhaften Führung unsers damaligen Kronprinzen zu ver-
danken. Nachdem nämlich der Ausgang der Schlacht sich zweifelhaft
gestaltete, ja der Sieg sich den Franzosen zuzuneigen begann,
da kam für die Deutschen Hilfe in der Stunde der größten Gefahr.
Kronprinz Albert erschien mit seinen Sachsen auf dem Kampf-
platze und durch den neuen Angriff der Deutschen fiel St.-Privat
in ihre Hände. Noch am Abende dieses Siegestages wurde der
Kronprinz zum Kommandanten einer neu zu bildenden vierten, der
Maas-Armee, ernannt. Am 30. August vernichtete der Kronprinz
bei Beaumont einen von den Franzosen fein angelegten Kriegsplan,
nach welchem man dem in Metz eingeschlossenen Feldmarschall
Bazaine zu Hilfe kommen wollte.
Neue Lorbeeren pflückte Kronprinz Albert vor den Mauern
der „Weltstadt“ Paris, welche im Süden von der dritten und im
Nordosten von der vierten Armee eingeschlossen wurde. Die von den
in Verzweiflung gerathenen eingeschlossenen Truppen unternommenen
Ausfalls= und Durchbruchsversuche wurden wiederholt siegreich zurück-
geschlagen. Einer der wichtigsten von der vierten Armee unter der
Führung ihres Oberbefehlshabers vor Paris errungenen Vortheile
war die Einnahme des Mont Avron, welchen die Franzosen nach
einem dreitägigen furchtbaren Artillerieangriff den Siegern über-
lassen mußten.
Endlich sahen sich die Franzosen in die Nothwendigkeit versetzt,
um Frieden zu bitten, der am 10. Mai 1871 in Frankfurt am Main
zum Abschluß gelangte.
Von unsers Kronprinzen militärischer Tüchtigkeit und seinem
ehrenhaften Charakter zeugen zu unserer großen Freude die ver-
schiedensten Urtheile; Urtheile, welche um so mehr ins Gewicht fallen,
da viele von Nichtsachsen herrühren. Als die sächsischen Waffen-
brüder am 15. Juli 1871 unter dem tausendstimmigen Hurrah der
unabsehbaren Menschenmenge ihren Einzug in dem festlich geschmückten