Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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ordnungen dringen auf Vermehrung der Unterrichtsgegenstände, auf 
Beschaffung zweckmäßiger Lehrmittel und Subsellien, auf Einrichtung 
den gesundheitlichen Anforderungen entsprechender Schullokalitäten rc. 
Um nach beendigter Schulzeit den planmäßigen Unterricht nicht 
sofort zum Abschluß gelangen zu lassen und dem bei den meisten 
Handwerkslehrlingen, bei der ländlichen Jugend rc. oft vorkommenden 
alsbaldigen Vergessen des in der Schule Gelernten einigermaßen 
vorzubeugen, wurde ein ganz neues Institut, die Fortbildungs- 
schule, ins Leben gerufen, welche die confirmirte männliche Jugend 
in der Regel, sobald sie nicht eine anderweite Berufsbildung genießt, 
zwei Jahre lang zu besuchen verpflichtet ist. 
Auch auf dem kirchlichen Gebiete sind so manche gesetzliche 
Bestimmungen getroffen worden. Seit 1873 ist die oberste Leitung 
des Kirchenwesens in die Hand des evangelisch-lutherischen Landes- 
consistoriums übergegangen, und von 1878 an werden Aufgebote, 
Tranungen, Taufen, sobald sie in einfacher Form geschehen, unentgelt- 
lich vollzogen. 
Am 1. Oktober 1879 wurde in sämmtlichen deutschen Ländern, 
mithin auch in unserm Sachsenlande, eine neue Gerichtsverfassung 
eingeführt. An die Stelle des Oberappellationsgerichtes, der 
4 Appellationsgerichte, der 15 Bezirksgerichte und der 107 Gerichts- 
ämter trat bei uns 1 Oberlandesgericht, Landgerichte und 
105 Amtsgerichte. Ueber sämmtliche deutsche Gerichte dieser Art 
steht als höchste Behörde das Reichsgericht, welches seinen Sitz in 
Leipzig hat. 
Bei manchen Verhandlungen und Entscheidungen der Amts- 
gerichte treten Schöffen (2) und bei denen der Landgerichte Ge- 
schworene (458) ein. Das Reichsgericht hat in Strafsachen die letzte 
Entscheidung. Außerdem giebt es bei jedem Gerichte einen Staats- 
anwalt, einen Amtsanwalt und einen Reichsanwalt.“) 
Am Schluß dieses Artikels kann, zumal da diese Ereignisse 
der neuesten Zeit angehören, nicht unerwähnt bleiben, daß man 
im Februar 1878 das neue prachtvolle Hoftheater in Dresden 
eröffnete, und daß im Juli 1879 die in der Albert-Stadt erbauten 
Militärgebäude, welche unstreitig zu den großartigsten in Europa 
gehören, ihrer Bestimmung übergeben wurden. 
114. Wassersluten. — Grubenunglüchgfälle. 
Der 14. Juni 1880 war für einen großen Theil der Oberlausitz 
ein ganz außerordentlicher Unglückstag. Wolkenbruchartig strömten 
  
*) Auf die Zuständigkeit der einzelnen Gerichte einzugehen, liegt der 
Schule zu fern. 
31°
	        
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