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die Hauptthätigkeit der Krieger bestand im Zerstören der Städte,
Dörfer und Schlösser, bei welcher Gelegenheit auch Kunzens Güter
in Thüringen von Apel von Vitzthum und seinem Anhange verheert
wurden. Sehr natürlich, daß sich Kunz von Kaufungen über diesen
schweren Verlust bei dem Kurfürsten bitter beklagte. Mit vollem
Rechte nahm dafür der Kurfürst dem Apel von Vitzthum diejenigen
Güter weg, welche er im Meißnischen besaß. Zu diesen gehörten
z. B. die Schlösser Kriebstein bei Waldheim und das Rittergut
Schweikartshain bei Geringswalde. Um Kunz von Kaufungen
für seine erlittenen Verluste zu entschädigen, überließ ihm der Kurfürst
diese beiden Güter, aber freilich nur unter der Bedingung, daß er sie
wieder herausgeben sollte, sobald er seine Güter in Thüringen zurück-
erhalten hätte. Kunz erklärte sich damit einverstanden und versprach
dies nicht blos mündlich, sondern in der Osterwoche 1449 sogar
schriftlich. Nach dem Friedensschlusse zu Pforta erhielt Kunz seine
thüringischen Besitzungen wieder zurück und er mußte, wie er ver-
sprochen, dafür Kriebstein und Schweikartshain wieder räumen. Von
dem letzten Gute sich zu trennen, wurde ihm außerordentlich schwer,
zumal da er in den zwei Jahren an demselben manche Verschönerung
vorgenommen hatte. Er beklagte sich gegen den Kurfürsten, daß ihm
Unrecht geschähe. Seine Güter in Thüringen seien übel zugerichtet
worden, während er Kriebstein und namentlich Schweikartshain im
besten Stande erhalten habe, er müsse daher Entschädigung erhalten.
Diese Forderung war durchaus keine ungerechte und sie wurde
auch vom Kurfürsten anerkannt; indes Kunz von Kaufungen dehnte
seine Ansprüche zu weit aus, und so sah sich der Kurfürst genöthigt,
einige Richter zu ernennen, welche diese Angelegenheit weiter unter-
suchen und endlich ihre Entscheidung treffen sollten. Kunz hatte aber
gar nicht Lust, diese Entscheidung abzuwarten, er dachte vielmehr
auf Selbsthilfe und auf ein Mittel, durch welches er den Kurfürsten
zu einem recht hohen Schadenersatz zwingen könnte. Er faßte daher
den verwegenen Gedanken, sich an dem Liebsten des Kurfürsten, an
seinen Söhnen, zu vergreifen, dieselben aus dem Residenzschlosse
Altenburg zu rauben, sie auf seine feste Burg Eisenberg bei Brix
in Böhmen zu entführen und sie dort so lange in Verwahrung zu
behalten, bis der Kurfürst seine Forderungen bewilligt habe.
Allein konnte dieser freche Ritter sein Bubenstück nicht ausführen.
Er suchte daher einige andere Ritter für sich zu gewinnen. Dies gelang
ihm auch. Die hauptsächlichsten Mitverschworenen hießen Wilhelm
von Mosen und Wilhelm von Schönfels. Außerdem bedurfte er
wenigstens noch einer Person, die im Schlosse selbst wohnte. Auch
diese gewann er. Vierzehn Tage vor dem Raube war es ihm durch
seine Helfershelfer gelungen, einen Menschen, Hans Schwalbe,
den er in Böhmen kennen gelernt und den er bestochen hatte, als