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d) Der Dom zu Freiberg.
Nach Sachsen zurückgekehrt, erwarb sich Herzog Albrecht um
Freiberg ein Verdienst, das sein Andenken bis in die fernsten Zeiten
erhalten wird. Mit Schätzen in solcher Fülle, wie sie die Schnee-
berger Silbergruben lieferten, ließ sich zum Besten des Landes viel
ausführen, und in der That erinnert uns auch manches Bauwerk
jener Zeit an die Verwendung des gewonnenen Bergsegens. Mit
tiefer Bewunderung betreten wir heute noch die ehrwürdige Domkirche
zu Freiberg, und daß diese Stadt solch eine Zierde besitzt, ist mit eine
Folge der ergiebigen Schneeberger Silberbergwerke.
Da, wo sich jetzt dieses Prachtgebäude erhebt, stand früher eine
andere Kirche, Marienkirche genannt. Herzog Albrecht ließ sie
verschönern und im Jahre 1480 zur Domkirche einweihen. Vier
Jahre später wurde Freiberg von einer furchtbaren Feuersbrunst
heimgesucht, welche auch diese Kirche bis aufs Mauerwerk zerstörte.
Da half Herzog Albrecht. Er gab einen Theil seiner Einnahmen
her, welche ihm aus den Schneeberger Silberbergwerken mit zuflossen,
und es wurde mit Wiederaufbau des vernichteten Gotteshauses so-
gleich der Anfang gemacht. Da der Bau nur langsam fortschritt,
erlebte zwar der Herzog seine Vollendung nicht, doch konnte er
wenigstens die prachtvolle Anlage des Ganzen bewundern.
Treten wir durch den Haupteingang, der die goldene Pforte
genannt wird, weil er früher ganz vergoldet gewesen sein soll, in
diesen erhabenen Tempel, so erblickt das Auge 24 Pfeiler, welche
die hohe Wölbung tragen. Eigenthümlich ist die Kanzel, welche die
Gestalt einer großen Tulpe hat. Die Treppe ruht auf dem Rücken
eines Jünglings, welcher, wie man sagt, den Erbauer dieser Kanzel
darstellen soll. Unter der Kanzel sitzt ein Mann mit einem Hunde,
wahrscheinlich den Baumeister dieses herrlichen Domes darstellend.
Hier in diesem erhabenen Gotteshause fanden eine Anzahl Vorfahren
unseres Königshauses, wie wir später sehen werden, ihre letzte
Ruhestätte.
e) Die erste Guchdruckerei in Teipzig, 1480.
Sollen die Bewohner eines Landes wahrhaft glücklich sein, so
reicht es nicht aus, daß auf den Feldern volle Getreideähren wogen,
daß auf den Wiesen große Viehherden grasen, daß in der Erde reiche
Schätze gefunden werden, daß Handelsleute aus fremden Gegenden
herbeiströmen, Waaren erhandeln und sie weithin ausführen —
nein, es kommt noch sehr viel darauf an, daß die Einwohner ver-
ständige, gebildete und fromme Menschen sind. Die besten Fürsten
und die besten Gesetze können nicht viel wirken, sobald bei den Unter-
thanen Unwissenheit und Aberglaube zu Hause ist.