10
24. Jebruar v. 38. mit den jchlagenpiten Gründen be:
wielen. Jedenfalls, meine Herren, wenn die AUbficht be:
jtehen jollte, — ich fage nod, einmal: wenn — dann
bin ich Sicher, daß unfere fchwäbilchen Nachbarn drüben
ji) ihrer Haut zu wehren wijjen würden, und daß man
ihr Sefchrei, wenn ich fo jagen darf, in Berlin kaum
überbhören wird. Unter allen Umjtänden aber, meine
Herren, begreife id, Eines nicht; ich begreife das nicht,
weßhalb denn Bayern wegen einer möglichermweife Ende
Dezember 1877 drohenden Gefahr, jeßt Ichon feine poli-
tifche Eriftenz wegwerfen und ein DBertragsverhältniß
eingehen joll, welches gleichbedeutend tft mit unferer Me-
diatijirung.
Kun, meine Herren, mache ich mir aber felbit einen
Einwurf. Ich habe wiederholt den Ausdrud „Mediati-
lirung‘’ gebraudt. Habe ich vielleicht zu viel Damit ge-
lagt, wenn ich gejagt habe, diefe Verträge nach ihrem
Snhalte, nacy ihren unvermeidlichen Confequenzen wären
identijch mit unferer Mediatijirung ?
Bis in die Yeit vor dem Kriege und aud) nod) big
in den Monat Septeniber hinein war e3 ein von der
f. Staatsregierung feitgehaltenes Prinzip der bayertjchen
Politik, ja war e8 ein felbit vom Kürften v. Hohenlohe,
Durchlaucht, acceptirtes und hier wiederholt feierlich ver-
fündetes Ariom der bayerijchen Bolitif, dag der Norb-
bund „eine jo entjchiedene Hinneigung zum inheite-
ftaat’' beftinde, daß ein Zutritt Bayerns ohne wejentliche
Aenderung an der Verfaflung biefes Bundes, d. h. ohne
Uenderungen, melde geeignet wären, die Hirmeigung
zum Cinheitsjtaat, die unitarische Tendenz abzuftumpfen
— Schlechterdings unmöglich wäre.
Nun, meine Herren, ein großer Theil meines Ne-
ferates ift dem Nachweife gewidmet, daß jolche Aenderun-
gen an der Norbbundverfaflung durd die vorlicyenden
Berträge nicht erreicht jind. Man hat uns aud im
Ausschufle wejentliche Aenderungen diefer Art nirgend zu
zeigen vermoct. Das WMinoritätsgutachten bejagt aud)
nichts davon. Das Minoritätsgutachten müßte ja jonft,
wenn man gewilfen Organen trauen darf, Jolche pringi=
pielle Aenderungen jogar auf das Tiefite beklagen.