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Nede deB Freiheren zu Srankenftein im der
Kammer der Neichsräthe
über
die Berfailler Berfräge,
gehalten am 30. Dezember 1870.
Meine Hohen Herren! Da ich das einzige Mitglied
der vereinigten Ausjchüffe war, melches nicht für den
Antrag de8 Herrn Neferenten ftinmte, glaube id)
e3 Ihnen und mir fihuldig zu fein, dig Grinde zu
entwiceln, welche mein negatives Botum veranlafßt haben.
Mit der Beurtheilung der DVBerträge, wie Ste Jolche
in dem Bortrage unjeres geehrten Herrn Neferenten
finden, . bin ich guoßentheils einverstanden. Auch ich finde,
daß der größte Theil der bayerijchen Suuveränitätsred)te
durch die Verträge verloren geht, namentlich dadurd), daß
der neue deutjche Kaifer das Necht der völferrechtlichen
Bertretung, das echt ber Krieg und Frieden für das
neue deutjche Meich erwirbt. Sch weiß, ich habe in den
Berträgen gelejen, daß, um einen Offenjivfrieg zu erklären,
der deutiche Kaijer die Mehrheit des Bundesrathes fir
ji) haben muß. Sch weiß, dag der Krone Bayer das
Selandtjchaftsrecht aud) ferner verbleibt. Auf diejes Necht
lege ich aber wenig Werth. Das Stunmenverhältniß im
Bundesrathe it derartig, daß Preußen wohl in allen
ragen, an welchen ihm wirklich etwas gelegen ift, Jicher
auf die Mehrheit des Bundesrathes rechnen Fann.
Das Gejandtjchaftsrecht, diejes Eojtjpielige Necht, tft
uns allerdings geblieben; aber wozu? Dasjenige, was
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