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Möglichkeit freiheitlicher Entwidlung fehlt, hat Teine
Zukunft.
Jh weig jehr wohl, daß die Partei, welche jeit 1848
bein Ziele zujteuert, vor dem wir zur Zeit jtehen, uf
ihre Fahne gefchrieben hat: „Durd Einheit zur Jreis
heit.” a, meine Hohen Herren, das ift mir wohl be-
fannt; dieje Freiheit aber und die Wege, die zu diejer
Sreiheit führen, jind nicht die meinigen und wohl aud)
nicht die shrigen.
Was die Anjicht beirifft, dag Bayern, nachdem
Württemberg und Baden in den deutichen Bund einge:
treten find, jich in jeiner ijolirten Stellung nicht halten
fünne, Tann ic) verjichern, daß jie mir abfolut unver:
tändlicdy ift; Bayern, ein Land mit einer Bevölkerung
von nahezu 5 Millionen Seelen, ein Land durch feinen
Reichthum berühmt, ein Yand mit geichonter Steuerkraft
wie nicht leicht ein anderes, ein Yand mit vollitäindig ge:
orbneten Tinanzen, das joll unfähig fein, für ji) fort:
zubejtehen ?
Sch glaube, wenn ein Xand, welches Eigenjchaften
wie Bayern hat, nur das Gelbjtbewuhtjein hegt, das
nothwendig ift, dann braucht fich dasjelbe nicht zu fürchten;
allerdings fehlt das Selbjtbemußptjein, dann Iteht 3
Ihlimm um das arme XLand. |
Was die Befürchtung betrifft, dag wir im Sabre
1877 gezwungen werden, unter dem jyallenben Gelächter
der Bindesgenojien ohne alle Bedingung in den Bund
einzutreten, bin ich ganz anderer Anjicht.
Sch glaube nicht und werde es nimmermehr glauben,
dag unfer mächtiger norddeuticher Alliirter, an dejjen
Seite wir unfere Fahnen Jiegreich an die Ufer der Loire
und Seine getragen haben, uns je zwingen wird, unjere
Unabhängigkeit aufzugeben; ich halte dies zu jagen für
eine Beleidigung Preußens, welche auszusprechen ich mid)
nie unterjtehen wiirde.
Zum Schlufje geftatten Sie mir, an eine Stkung
dieje8 Sahres zu erinnern, und zwar an die Sikung
vom 28. Sanmar und erlauben Sie mir, hnen den
Sab vorzulefen, den jie in der damals mit großer Ma=
jorität angenommenen Adrefje der Thronrede entnommen
haben. Diefer Sat lautet: