Dänisch-holsteinische Wirren. 103
Erik unter dem ehrenvollen Beinamen Emun, „der Merkwürdige“, den dä= (1137)
nischen Thron. Doch wenige Jahre darauf wurde er ermordet, mit Hinter-
lassung eines unehelichen Sohnes, Sven. Nicht diesen erhoben die Dänen
auf den Thron, sondern einen Nachkommen weiblicher Linie des alten Königs
Sven III. Estritson (1048—1076);: Erik III. Spak = „das Lamm“, da die
beiden Prinzen, die nach Ausschließung Svens das nächste Recht auf die
Krone hatten — Knut, der Sohn des 1134 gefallenen Magnus des Starken,
und Waldema,, der Sohn des 1131 ermordeten Obotritenkönigs Knut — sich
noch in zartem Jugendalter befanden. Als nach einer zehnjährigen unglück-
lichen Regierung Erik III. am Tode lag, bezeichnete er jenen Sohn Eriks II., (1147)
Sven IV., als König und befahl den beiden anderen Kronprätendenten, sich
mit ihren Privatbesitzungen zufrieden zu geben"). Hiermit war indes einer
von ihnen, Knut, Magnus' Sohn, nicht einverstanden und erhob mit Hilfe
der über Erik Spaks eigenmächtige und unrechtmäßige Thronverfügung er-
bitterten Jüten einen Aufstand gegen König Sven. Aber dieser, dem sich der
dritte Prätendent, Waldemar, anschloß““), unternahm einen Einfall in Jüt-
land und besiegte Knut bei Stangerup. Mitten unter diesen Kämpfen hatten
sich dann beide Könige an dem Slawenkreuzzuge beteiligt, ohne indes irgend-
einen Vorteil aus diesem zu ziehen. Als Knut darauf Seeland angriff, wurde
er bei Thorstrup geschlagen und nach Jütland zurückgetrieben. Auf dieses
Land war er jetzt beschränkt, da Sven inzwischen auch Schleswig erobert
hatte. (1148)
Um sich aus so ungünstiger Lage zu retten, knüpfte Knut mit Adolf II.
Verhandlungen an, und es gelang ihm durch reiche Geschenke und noch
größere Versprechungen, den Grafen, der überdies an der Fortdauer der
Spaltungen im dänischen Reiche ein nachbarliches Interesse hatte, zu einer
Zusammenkunft und einem Bündnis zu bewegen'“"). Wie unklug trotzdem
Adolf dabei gehandelt, als er sich dem unfähigen Knut anschloß, zeigte sich
bald. Jener ditmarsche Emigrant Etheler nämlich erklärte sich sofort für
Sven und wußte durch reichliche Verteilung dänischen Geldes sich unter den
gegen ihre Grafen stets eifersüchtigen Holsten eine so starke Partei zu bilden,
daß er den König Sven einladen konnte, nach Holstein zu kommen. Voll
Freude gehorchte Sven dieser Aufforderung, eroberte das wagrische Olden-
burg und verwüstete ganz Wagrien bis zu Sigeberg hin. Bald genug war er
der ganzen Grafschaft — mit Ausnahme einiger fester Plätze — Meister, so
daß der Graf aus seinem Besitztum fliehen mußteff).
Natürlich hatte Etheler, nun ein Feind des holsteinischen Grafen, der
Bremer Kirche und des sächsischen Herzogs, keine andere Aussicht der Macht,
ja der Rettung, als bei den Dänen, denen er sich ganz unterordnen mußte.
) Helm. I, 67. — Saxo Gramm., p. 254. — *rrn Gebhardi, Dän. Gesch. I, S. 480.
*#) Bgl. Annales Ryenses M. G. Ss. XVI. p. 4
*# * ——
f) Heim. I, 67. — Chronioon Slesvicense ap. Mencken Ser. III, p. 582.