1164
Anfang
Junie)
1152
138 Zweites Buch. IV: Friedrichs I. und Heinrichs Freundschaft.
dernisse für die Romfahrt beseitigt. Des Herzogs von Sachsen und aller seiner
Anhänger bedurfte er notwendig auf dem entscheidenden Zuge. So zögerte
er nicht mehr, besonders da der Welfe ihn heftig um die Gewährung seines
Rechtes drängte. Als auf dem Hoftage zu Goslar sich trotz ergangener Auf-
forderung Heimrich Jasomirgott wiederum nicht gestellt hatte — war Goslar
ja außerhalb Bayerns — nahm Friedrich, mit Beistimmung der anwesenden
Fürsten, die Herzogswürde von Bayern seinem Oheime und übertrug sie an
Heinrich den Löwen-“"). Aber viele Fürsten waren mit der eigentlich aus
keiner bestimmten rechtlichen Veranlassung hervorgegangenen Beraubung
Heinrich Jasomirgotts unzufrieden und murrten laut darüber““.).
So hatte der Welfe endlich das lang Ersehnte und Angestrebte durchgesetzt.
Bayern warjetzt sein rechtmäßiges Besitztum geworden. Allerdings war dieser
Spruch nur ein Kontumazialurteilf), das den Kläger in den Besitz des strei-
tigen Gutes einwies, eine „Anleite", die den Verklagten noch nicht endgültig
des Rechtes an seinem bisherigen Besitze beraubte. Der König unterhandelte
weiter mit den beiden Gegnern, um das Urteil in ein endgültiges zu ver-
wandeln. Aber ohne Erfolg. Da auf dem Hoftage zu Regensburg (Oktober
1154) der Babenberger abermals fehlt, rückt die Angelegenheit wieder einen
Schritt vor: die „Anleite" erhält den Beginn der Ausführung, der wichtigste
Ort des Herzogtums — Regensburg — wird Heinrich dem Löwen übergeben,
und die bayrischen Großen leisten ihm den Huldigungs-, wenn auch noch nicht
den Treueid. Der fernere Abschluß wurde einstweilen durch die Romfahrt
unterbrochen, zu der auch Heinrich der Löwe eifrig rüstete.
Inzwischen hatte er nämlich von seinem königlichen Vetter noch einen an-
deren großen Vorteil empfangen, für den er ihm kaum minder verpflichtet
sein mußte. Der unruhige, leidenschaftliche, stolze Hartwich hatte die Frage
des Investiturrechtes für die slawischen Länder zu Merseburg abermals er-
neuert. Da es ihm nicht gelungen war, Vizelin vorzuschieben, so beklagte er
sich jetzt selbst bei dem Könige: „Nicht durch das Schwert der Laien werden die
ungläubigen Slawen zur Besserung und zum Glücke geführt, sondern durch
die Belehrung der Geistlichen. Das Land ist nicht gewonnen, um die Fürsten
durch Steuern und Dienste zu bereichern, sondern zur Erhöhung des Christen-
tumes, und man darf die Frage, ob Kirchen gebaut, Gottesdienst abgehalten,
Geistliche angestellt werden sollen, nicht der Willkür der Laien, ihrer Frei-
gebigkeit oder ihrem Geize überlassen.“ Zugleich suchte der schlaue Prälat,
auch die Eifersucht und Herrschbegier des jungen Königs rege zu machen.
Nach llarem Rechte, fuhr er fort, stünde die neugewonnene Herde unter ihrem
°) S. Urkunde Heinrichs, in der Nähe Goslars vom 3. Juni 1154; Orig. Guelf. III,
p. 451. — Das Osterfest hatte der König in Magdeburg gefeiert. Chronogr. Saxzo,
F. 304. (Chr. mont. Ser.).
*5% Krit. Erört. IVff.
5%%%% Otto Fris. II, 11.
) Jastrow in der Zeitschr. f. Gesch.-Wiss. X, 204 ff.