Full text: Heinrich der Löwe Herzog von Bayern und Sachsen.

142 Zweites Buch. IV: Friedrichs I. und Heinrichs Freundschaft. 
gründen"'). Der Sprengel des Bistums erstreckte sich von der Elbe, wo bei 
Hamburg die Bille hineinfließt, und der Steckenitz über die Ländchen Gamme, 
Sadelbande und Polabien bis in die Nähe Schwerins"““). Zum Bischof 
dieser neuen Diözese ermannte der Herzog den Evermod, den bisherigen Propst 
der Kirche zur Gnade Gottes in Magdeburg“““). Graf Heinrich wies ihm 
eine Insel in dem Ratzeburger See dicht bei der Stadt an, trat dem Herzoge 
300 Hufen Landes zur Ausstattung der neuen Kirche ab und überließ dem 
Bischofe auch den Zehnten aus der ganzen Grasschaft, dessen Hälfte er aber 
selbst wieder von Evermod zu Lehen nahm. Die Residenz des Bischofs wurde 
auf dem St. Georgen-Berge bei Ratzeburg erbautf). Nach so glänzender 
Freigebigkeit Heinrichs von Ratzeburg mußte auch Graf Adols, viel reicher 
und mächtiger, dem Drängen seiner Geistlichen, besonders des schlauen 
Propstes Ludolf von Kyßlin, nachgeben und sah sich genötigt, dem Herzoge 
eine ähnliche Schenkung zur Ubertragung auf das Bistum Vizelins zu 
machenff). 
Durch diese Befestigung der kirchlichen Macht in den neu erworbenen 
Slawenländern hatte die Kirche gewiß nicht mehr gewonnen, als der Herzog 
selbst, der sich hierdurch nicht nur mächtige Anhänger geschaffen hatte, die ihm 
gänzlich ergeben waren, sondern auch in den christlichen Glaubensboten die 
Vorläufer und wiederum die festeste Stütze seiner Gewalt unter den be- 
kehrten Heiden finden mußte. Ubrigens machte Heinrich auch in Westfalen 
seine oberrichterliche Gewalt nachdrücklich geltendi#f#). 
Inzwischen lenkte der junge König sein Reich kräftig. Wie wenig er, ins- 
besondere in betreff seiner Gewalt über die Geistlichen, nachzugeben bereit 
1152 sei, zeigte er deutlich im Magdeburger Bistumsstreite. Papst Eugen III. 
hatte sich im Beginne recht freundlich zum Könige gestellt. Dessen Schreiben 
mit der Anzeige seiner Thronbesteigung hatte er durch einen herzlichen Brief 
schnell beantwortet, wo er, freilich ungebeten, eine päpstliche Bestätigung der 
27. Mai Wahl aussprachs). Aber bald hatte sich Veranlassung zum Zwiespalte ge- 
(14. Jan.) funden. Als nämlich Erzbischof Friedrich von Magedeburg gestorben, war 
dort eine doppelte Wahl getroffen worden, indem der eine Teil der Dom- 
Mitte herren den Dekan Hazzo, der andere den Vorsteher der Domkirche, Gerhard, 
Mai erkoren hatte#s). Da der König auf seinem ersten Reichstage zu Merseburgsss) 
“) Ugl. Anon. Saxo, p. 109: In tempore üllo (o. 1152) dux Henricus de Bruneswich 
tres episcopatus in transalbinis partibus Lubeke (= Aldenborg), Raceborch et 
Zwerin (—= Mikilinborch) instituit. 
Heinrichs Stiftungsbrief bei Westphalen, Mon. ined. rer. Germ. II. p. 2033 u. 
2039. — Siehe übrigens Masch, Gesch. d. Bist. Ratzeburg, S. 39—60. 
5½½% ç)) Er hatte diese Stellung seit dem Jahre 1131 inne. Chr. Mont. Ser. 
) Arnoldus Lubicensis, Chronica Slavorum I, 1 (M. G. Ss. XXI). 
f#0) Helm. I. 77. 
ff) Ehrzard R. H. W. II, 299. · 
s)Do-t-cIgmaoXVLIcaLJunu;382.Bp.W1b.,p.513. 
§§)chr.Mont-.sot.,p.l49.—0ttoPris.G.F.i.ll,6.—Eugen111.andasMagde- 
burger Domkapitel, 1. Aug. 1152; 401. Ep. Wib., p. 535. 
ss) Siehe S. 133 ff. 
 
	        
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