Full text: Heinrich der Löwe Herzog von Bayern und Sachsen.

Bruch zwischen Kaiser und Papst. 203 
Morgen aber befahl der Kaiser diesen, sofort geraden Weges nach Rom zu- 
rückzukehren, weder nach rechts noch nach links abzuweichen, um nicht den 
deutschen Klerus gegen den Kaiser zu verhetzen). 
So war die Allianz von Viterbo, die schon durch den Frieden Hadrians mit 
Wilhelm dem Bösen einen starken Stoß erhalten hatte, gänzlich aufgelöst. 
Zugleich auf seine alten Verbündeten, die lombardischen Städte und die 
unteritalienischen Normannen, gestützt, trat das Papsttum abermals zum Rin- 
gen mit dem Kaisertum um die Weltherrschaft in die Schranken. Da mochte 
Hadrian sich wohl auch umschauen, wo die Hilfe des welfischen Hauses bleibe, 
dessen Interessen doch so eng mit den kirchlichen verknüpft waren. Aber hier 
zeigte sich der Erfolg von Friedrichs versöhnlichen Maßregeln gegen die Wel- 
fen. Heinrich der Löwe hüllte sich, trotz aller Anstrengungen der kirchlichen 
Partei, ihn für sich zu gewinnen — die wahrscheimlich besonders von dem 
ihr ganz ergebenen Erzbischof Eberhard von Salzburg ausgingen — für das 
erste in vorsichtiges Schweigen; im geheimen riet er dem Papste, durch eine 
neue Gesandtschaft eine Versöhmung mit dem Kaiser anzubahnen“"). Eher 
mochte Welf VI. an eine Allianz mit dem Papste denken, aber ohne seinen 
Neffen war er zu einem so verhängnisvollen Schritte zu ohnmächtig: der ge- 
waltige Strom des nationalen Zornes gegen die päpstlichen Anmaßungen, 
wie er in solcher Allgemeinheit und Tiefe weder früher noch später vorge- 
kommen, würde ihn rettungslos hinweggerissen haben. Deshalb schloß auch 
er sich dem Kaisertume an##). — Während so die Welfen sich den Staufern 
ergeben zeigten, ging der Riß zwischen Deutschland und dem Papst- 
tume immer tiefer. Sofort nach der Abreise der päpstlichen Gesandten von 
Besangon veröffentlichte der Kaiser ein Rundschreiben an die Reichsfürsten, 
in dem er, nach kurzer Darstellung der Ereignisse auf dem letzten Reichstage, 
kräftig gegen alle solche Anmaßungen der römischen Kurie protestierte und 
seime Macht für ebenso unmittelbar göttlichen Ursprunges erklärte, wie es die 
des Papstes seit). 
Unterdessen waren die Kardinäle Roland und Bernhard zum Papste zurück- 
gekehrt und hatten diesem und dem Kardinalskollegium in den grellsten Far- 
  
5P) Diesen Grund gibt wenigstens der Kaiser in seinem Rundschreiben an; Ragev. III. 11. 
*“) Man vergleiche den dringenden Brief des Propstes Gerhoch v. Reichersberg an 
Heinrich (Pes, Codex epistolaris VI, I, p. 590 f.). Gerhoch war der beständige Ver- 
traute und Freund Ebergards von Salzburg und handelte auch jetzt wahrscheinlich auf 
dessen Veranlassung. — Entschuldigungsschreiben Hadrians an den Kaiser (M. G. Con- 
stit. I, 235); ad COommonitionem dilecti fülü nostri Henrici Baicariae et Saxoniae ducis. 
r5½%%) Welf wartete gerade in dieser Zeit häüufig dem Kaiser auf. Er erscheint als Zeuge 
kaiserlicher Urkunden am 5. Februar 1157 zu Ulm, am 4. Juni zu Bamberg, am 9. Fe- 
bruar 1155 zu Ulm. Staelin, Württembergische Geschichte, II, S. 276 = St., Nr. 3762, 
3774, 
) Ragev. III. 11: Cumgque per electionem principum a solo Deo regnum et 
imperium nostrum sit, qui in passione Christi fül sui ducbus gladüs necessarüs 
regendum orbem subiecit, Cumque Petrus apostolus etc.: quicunque nos imperialem 
coronam pro beneficio a domino papa suscepisse dixerit, divinse institutioni Petri 
Contrarius est et mendacü reus erit.
	        
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