Höhe der Kaisermacht. 217
Es war unter dem Namen der Wiederherstellung der kaiserlichen Rechte
deren völlige Umgestaltung, die auf diesem ronkalischen Reichstage versucht
wurde. Nie hatte ein Kaiser, selbst Otto der Große nicht, nur annähernde
Macht in Italien besessen, wie Friedrich sie jetzt in Anspruch nahm. Während
Otto die Ernennung der Stadtobrigkeiten in den Händen der Bischöfe und
Grafen gefunden und sie dann auf die Städte übertragen hatte, nahm der
Staufer sie für sich in Anspruch. Es war für immer mit der lombardischen
Freiheit vorbei, wenn kaiserliche Podestà, den Bürgern fremd, oft fogar
Nichtitaliener, den Städten Gesetze vorschrieben, deren Heere führten, ihr
Vermögen verwalteten, und wenn kaiserliche Richter ihnen Recht sprachen.
Jede Art von Verbindung, selbst zum Schutze gegen Friedensbrecher, selbst
nur um an den Kaiser zu petitionieren, war streng verpönt. Und das waren
nicht etwa bloße theoretische Ansprüche. Der Kaiser sandte bald je zwei an-
gesehene Männer aus seiner Umgebung nach allen Gegenden Nord- und
Mittelitaliens, um dort in seinem Namen Obrigkeiten einzusetzen und Ab-
gaben einzufordern"). Mit dieser Stellung den Laien gegenüber nicht
zufrieden, bedrohte der Kaiser auch die Kirche auf eine damals unerhört
kühne Weise in ihren wichtigsten Erwerbsquellen und gebot den Bischöfen
wie anderen Vasallen; damit stimmt es, daß er ihnen auch Beiträge zum
Unterhalt des kaiserlichen Heeres, das sogenannte Fodrum, auferlegte, solches
auch von dem eigentlichen Kirchenstaate einforderte. Sogar nach Sardinien
und Korsika, Inseln, die der Heilige Stuhl seit unvordenklichen Zeiten als
ihm gehörig bezeichnete, gingen die kaiserlichen Gewaltboten""). Aber alles
dies schlug den Anschauungen der Zeit zu sehr ins Gesicht, es konnte keinen
Bestand haben.
Für das erste freilich schien noch das Steigen der kaiserlichen Macht un-
hemmbar zu sein. Die Genuesen hatten zu Roncaglia versucht, sich eine
Ausnahmestellung zu geben, indem sie zwar dem Kaiser Treue schwuren,
aber dem Fiskus jeden Zins weigerten. Als jedoch der Kaiser mit seinem
Heere auf ihre Stadt heranzog, sandten sie ihm schnell einige Vornehme ent-
gegen, die ihm 1200 Mark Silbers entrichteten und alle Regalien aufzugeben
verhießen, die der Kaiser etwa beanspruchen würde##).
Seine Winterquartiere nahm der Kaiser im Gebiete des ihm befreundeten
Markgrafen von Monferrat. Auch jetzt ruhte er nicht. Er sammelte alle 1159
Ansprüche des Herzogs Welf auf Ober-= und Mittelitalien, um sie später dem Januar
Herzoge bei seiner Ankunft zu übergeben. Sie betrafen meistens die herr-
% Vinc. Prag., p. 675. — Otto Mor., p. 609.
½%% Ragev. IV, 12—18.
*½) Ragev. IV, S. — Otto Mor., p. 608.— Caf., Anm. Jan., p. 271 f. — Ragev. IV, 9
bt nur 1000 Mark an, indes ist das Zeugnis des über die Angelegenheiten seiner
aterstadt vorzüglich unterrichteten und dabei feurig patriotischen Genuesen über
eine solche Geldleistung Genuas jedenfalls vorzuziehen.