Full text: Heinrich der Löwe Herzog von Bayern und Sachsen.

Königswahl Lothars III. 21 
Gefängnis werfen. Durch einen Aufstand der Mainzer Bürger befreit, zeigte 
er sich stets als heftigsten Feind seines ehemaligen Wohltäters, als eifrigsten 
Verfechter der kirchlichen Ansprüche. Unter den weltlichen Fürsten war es 
besonders Herzog Lothar von Sachsen, dem die fürstlich-lirchliche Partei die 
über jenen Kaiser errungenen Vorteile zu danken hatte. Ein Sohn des in der 
Schlacht an der Unstrut gefallenen Grafen Gerhard von Supplinburg,') hatte (1080) 
Lothar sein Besitztum durch die Güter seiner Gemahlin Richenza, der reichen 
Erbin der Grafen von Nordheim, bedeutend vermehrt. Von Heinrich V. er- 
hielt er für die ihm gegen seinen Vater Heinrich IV. geleistete Unterstützung 
das Herzogtum Sachsen, ward aber nachher dessen mächtigster Widersacher. 1107 
E stand jetzt noch im kräftigsten Mannesalter. (geb. 1107) 
Zu Mainz versammelten sich die deutschen Fürsten mit ihren Mannen, an 24. Aug. 
60 000 Wehrbare. Auf Vorschlag Adalberts wurden aus den vier Haupt- 1125 
völkern je zehn Wähler erkoren, denen das wichtige Geschäft der Königskürung 
übertragen werden sollte. Die Wahl selbst schwankte dann zwischen dem Kan- 
didaten der kaiserlichen Partei, Friedrich von Schwaben, und dem der kirch- 
lich-fürstlichen Partei, Lothar von Sachsen. Im Beginne schien die kräftige 
Unterstützung Heinrichs des Schwarzen und aller anderen bayrischen Großen 
dem Staufer die Krone zu sichern. Aber durch das Eingreifen der päpstlichen 
Legaten; durch die Furcht der Fürsten vor einem allzustarken König; durch 
ihren Wunsch, das von den Saliern beseitigte Recht der freien Königswahl 
wieder herzustellen; vorzüglich auch durch den glücklichen Coup der kirchlichen 
Partei, Heinrich den Schwarzen zu gewinnen: durch dieses alles gelang es 
endlich dem schlauen, geschickten Adalbert, die Krone seinem Schützlinge Lo= 30. Aug. 
thar zuzuwenden, der freilich der Kirche und den Fürsten dafür sehr wesent- 
liche Königsrechte opferte. Für den Augenblick mußte Herzog Friedrich, 
obwohl grollend und widerwillig, dem Könige huldigen. Sein Bruder 
Konrad war während dieser entscheidenden Zeit gerade in Palästina ab- 2. Sept. 
wesend. 
Nicht lange überlebte der Bayernherzog die von ihm selbst mit herbei- 26. Nov 
geführte Niederlage seines Schwiegersohnes. Er starb ein Jahr nach diesen 1126 
wichtigen Ereignissen. Er hatte in der Tat einen verhängnisvollen Schritt 
mit seiner Opposition gegen seinen Eidam getan, einen Schritt, der einen, ein 
volles Jahrhundert währenden Kampf zur Folge hatte. Weshalb Heinrich 
der Schwarze so gehandelt, weshalb er nicht seine Tochter und seine Enkel 
hat auf dem Kaiserthron sehen wollen, wäre völlig unverständlich, wenn man 
nicht als sicher annehmen könnte, daß Lothar schon vor der Wahl dem Sohne 
Heinrichs seine Tochter Gertrud, sein einziges Kind, als Gemahlin versprochen 
und so der mänmlichen Linie des Welfenhauses die Königskrone in — wie es 
schien — sichere Aussicht gestellt hatte. Natürlich mußte Heinrich dem Schwar- 
zen mehr daran liegen, sein eigenes Geschlecht an der Spitze Deutschlands 
  
) Scheid, Orig. Guelf., III., praef., p. 12.
	        
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