Full text: Heinrich der Löwe Herzog von Bayern und Sachsen.

Die Staufer gegen König Lothar. 25 
zurückkehrte. Auch hier fand er die Verhältnisse sehr zuungunsten seiner 1132 
Partei verändert. 
Es war Lothar gelungen, Lothringen und den Elsaß wieder auf seine Seite 1128 
hinüberzuziehen. Dadurch und durch die kräftige Unterstützung von seiten 
der Zähringer und vor allem Heinrich des Stolzen wurde es ihm ermöglicht, 
Speyer zu belagern. In dieser Stadt befand sich Friedrichs zweite Gemahlin, 
Agnes von Zweibrücken; und diese heldenmütige Frau wußte die Bürger so 
für sich und ihr Haus zu begeistern, daß sie trotz größter Not und Entbehrung 
dem Könige fast zwei Jahre lang widerstanden. Endlich aber mußte die 3. Jan. 
Hauptstadt der Staufer sich doch ergeben — Agnes wurde unangefochten ent- 1130 
lassen. Einige Monate später fiel auch das wichtige Nürnberg, mit ihm eine Oktober 
der festesten Stützen der Staufer. Immer schärfer erklärte das Schicksal sich 
gegen diese. Als Papst Innozenz II. die Unterstützung Lothars wider den 1131 
Gegenpapst Anaklet nachsuchte und mit jenem auf dem Reichstage zu Lüttich März 
zusammentraf, bannte Innozenz die Staufer aufs nachdrücklichste. Lothar 
zog von Lüttich her den Rhein hinauf nach Straßburg und brach alle Burgen 
Friedrichs, die ihm auf seinem Wege Widerstand leisteten. Ein verwüstender 
Einfall Friedrichs in die welfischen Besitzungen in Schwaben hatte nur einen 
entsprechenden Raubzug Heinrich des Stolzen in Friedrichs Gebiet zur Folge. 
So weit war schon die Macht der Staufer gesunken, daß Lothar, obwohl noch 
keine Versöhnung erfolgt war, seine Romfahrt behufs Erlangung der Kaiser- 
krone anzutreten beschloß. Um den Streit unterdes gegen die beiden stau- 
fischen Brüder weiterzuführen, hatte er sich seinen getreuen Schwiegersohn, 1132 
den Herzog von Bayern, ausersehen. 
Während dieser großen Kämpfe hatte Heinrich der Stolze sein Herzogsamt 
in Gerechtigkeit und Strenge verwaltet und keine Widersetzlichkeit, keinen 
Friedensbruch geduldet. Dabei wußte er die Handhabung des Rechtes auch 
zur Vermehrung seines eigenen Besitzes zu benutzen; so nahm er z. B. dem 
Grafen Friedrich von Bogen zur Strafe einer Mordtat das feste Schloß 
Falkenstein fort und eignete es sich selbst zus). An ihn wandte sich der 
König und bat ihn, während der Romfahrt die Ruhe in Deutschland aufrecht 
zu erhalten, die Verwaltung daselbst zu führen und vor allem den Herzog 
Friedrich niederzuwerfen, damit ihm — Heinrich — der Weg zum Throne 
ein sicherer, unbestrittener sei. Gern nahm Heinrich des Königs für ihn so 
ehrenvollen und nützlichen Auftrag an; nur ersuchte er jenen, ehe der König 
den äußersten Kampf mit Friedrich begönne — letzterer hatte seinem feind- 
lichen Schwager vor kurzem das Leben gerettet — noch einmal den Weg des 
friedlichen Ubereinkommens zu betreten. Aber die Verhandlungen führten 
zu keinem Ziele. Die Staufer mochten hoffen, durch die Entfernung König 
Lothars wieder freieren Spielraum zu bekommen und, ehe jener zurückge- 
kehrt, ihre Macht von neuem dauerhaft begründet zu haben. Da also die 
  
% Scheid, Orig. Guelf. II, p. 339.
	        
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