26 Erstes Buch. Einleitung.
Staufer im Widerstande verharrten, die Bayern aber zu deren Bekämpfung
zurückgelassen werden mußten, vermochte der König nur 1500 Ritter um sich
1133 zu scharen. Die Romfahrt fiel auch keineswegs glänzend aus; zwar wurde
4. Juni Lothar in Rom von Innozenz II. zum Kaiser gekrönt, aber so wenig ver-
mochte er seinen Papst zu schützen, daß dieser bald darauf von seinem Gegner
Anaklet nach Pisa zu entweichen genötigt wurde. Mit dem Schwerte mußte
Lothar mühsam sich den Rückweg nach Deutschland durch die italienischen
Aufrührer bahnen. In der Heimat indes waren seine Unternehmungen von
günstigerem Erfolge begleitet.
1134 Im folgenden Sommer nämlich unternahm Lothar einen großen Kriegszug
gegen die noch widerstrebenden Teile von Schwaben, besonders Ulm, den
letzten Waffenplatz der Staufer. Herzog Heinrich kam jedoch dem Kaiser zu-
vor, eroberte Ulm und zerstörte die staufisch gesinnte Stadt mit Ausnahme
der Kirchen. Inzwischen war Lothar von seiner Seite in Schwaben eingerückt
und verwüstete es auf das furchtbarste. Da sank den Staufern der Mut, und
sie slehten unter Vermittelung der Kaiserin Richenza und des päpstlichen
Legaten den Kaiser um Verzeihung an. Auf der anderen Seite sah Lothar
wohl ein, um wie viel besser es sei, die kräftigen und noch immer mächtigen
und einflußreichen Brüder zu Freunden anstatt zu Feinden zu haben, und so
17. März kam die Versöhnung endlich zustande. Auf dem glänzenden Reichstage zu
1135 Bamberg fiel Friedrich öffentlich vor dem Kaiser auf die Kniee und bat um
Gnade. Lothar gewährte sie ihm und bestätigte ihn in allen seinen früheren
Besitzungen. Schwieriger waren die Friedensunterhandlungen zwischen dem
Kaiser und seinem ehemaligen Gegenkönige Konrad. Endlich wurden auch
29. Sept. sie glücklich beendigt. Auf dem Hoftage zu Mülhausen entsagte Konrad der
Krone; dafür erhielt er die Verzeihung des Kaisers, bekam alle seine Be-
sitzungen zurückerstattet, wurde zum Reichsbannerträger ernannt und erhielt
den Vorrang unter allen weltlichen Fürsten. — So war endlich die große,
Deutschland spaltende und verwüstende Fehde beendigt, und eine bessere Zeit
schien für unser Vaterland und seine Fürsten anzubrechen.
Wie hatte sich doch alles gewendet in den letzten zehn Jahren! An ihrem
Beginne hatte Kaiser Heinrich der Franke geherrscht; ihm zur Seite standen
als mächtigste Fürsten Deutschlands die Staufer, durch Gunst des Kaisers,
Verschwägerung und eigene Stärke schon allgemein als zukünftige Könige
geltend. Die Welfen mußten sich glücklich schätzen, mit dieser erlauchten Fa-
milie in verwandtschaftlicher Beziehung zu stehen. Jetzt herrschte Lothar, ein
Sachse, also ein geborener Feind alles fränkisch-schwäbischen Wesens; die
Welfen hielten sich im engsten Anschluß an ihn und waren dadurch zu An-
wärtern eines zweiten Herzogtums") und zu Besitzern unzähliger Eigengüter
*) Daß Lothar seinem Schwiegersohne schon u Lebzeiten einen Mitbesitz an Sachsen
zugestanden, behauptet Scheid, Orig. Guelf., II, p. 521 ff., wird aber widerlegt durch
Jaffé, Konrad III., Beilage II, und durch L. Weiland, Das sächsische Herzogtum
unter Lothar und Heinrich d. L. (Greifswald 1866), S. 68 ff.