Hartwich II. von Bremen. 469
mer Erzstift gefordert. Der Graf von Holstein fürchtete, wenn die Sache
zur richterlichen Entscheidung käme, das Land ganz zu verlieren; neuen Krieg
wollte er aber nicht anregen, um nicht den Kaiser zu erzürnen und eine
Koalition zwischen Bernhard von Sachsen und dem Bremer Erzstifte gegen
sich hervorzurufen; auch mußte er sein Augenmerk hauptsächlich auf seinen
gewaltigen Nachbar, den jungen Dänenkönig, richten: so gab er nach und
überließ freiwillig Dithmarschen an Hartwich II., der ihn dafür mit einem
jährlichen Einkommen von zweihundert Stader Maß Hafer belohnte. Über-
haupt trat der Exzbischof sofort energisch gegen alle diejenigen auf, die sich
Güter seiner Kirche angemaßt hatten"). Um so mehr konnte Heinrich der
Löwe hoffen, daß ihm Hartwich von großem Nutzen sein würde, um so mehr
konnte er sich freuen, daß der treulose Sigfried durch einen seiner ehemaligen
Diener ersetzt worden war. Denn Hartwich war früher, in den glücklichen
Tagen des Herzogs, dessen Hofnotar gewesen und hatte in dieser wichtigen
Stellung zu seinen Vertrauten gehört: ja, er war dem Welfen zu ganz be-
sonderem Danke verpflichtet, da dieser ihm das Kanonikat in Bremen ver-
schafft und so die erste Stufe zu seinem Glücke gelegt hatte. Aber wie sollte
sich Heinrich enttäuscht finden! Hartwich II. war vor allem von der einen
Leidenschaft des Ehrgeizes, und zwar des niedrigsten Ehrgeizes und der Hab-
sucht erfüllt; was seinen Zwecken diente, schien ihm gut; und so zeigte er gar
keine Lust, sich mit dem geschwächten, bei dem Kaiser schlecht angeschriebenen
Welfen abzugeben. Und als der Herzog ihn bat, einen Ort zu bestimmen, wo
sie sich über gemeinsam zu treffende Maßregeln unterreden könnten, wies der
Prälat das Anerbieten mit der größten Unhöflichkeit und Rücksichtslosigkeit
zurück und wollte seinen früheren Wohltäter weder sehen noch begrüßen“").
Wahrlich, der Herzog mußte hart büßen für seinen früheren ÜUbermut!
Unterdessen hatten die allgemeinen Ereignisse in Deutschland und Italien
auf neue Krisen hingetrieben.
Papst Lucius III., obwohl er, von den Römern verjagt, in Verona eine Zu= Anf. Ok..
Flucht hatte suchen müssen, zeigte sich doch keineswegs geneigt, dem Kaiser in
irgendeiner Hinsicht nachzugeben. Als Friedrich mit dem Papst in Verona zu-
sammen kam, war man über alles und jedes in Streit geraten?“*). Erstens
wollte der Papst nicht zugeben, daß außer einigen—im Frieden von Venedig
namentlich aufgeführten — Bischöfen die übrigen, während der Zeit des
Schismas geweihten Prälaten ihre Amter behalten sollten. Zweitens konnte 1184
) Arnold. Lub. III. 13.
% Arnoldl. Lub. III, 13: In ipso autem reditu suo dux audiens, domnum Hartuicum
ad apicem Bremensis ecclesiae sublimatum, laetatus est valde. Et quis quandoque
familiarem eum habuerat, dum succedentibus prosperis notarius in curia ipsins
fuerat, per quem etiam canonicatum Bremensem obtinuerat: rogauit eum, ut ad
SColloquium singulare sibi occurreret in loco, qui sibi complacuisset. Qui minime
a##quiescens nec uidere neo salutare eum dignatus est, non aduersitatis se prosperi-
tatis amicus, neo de singulari amicitia, sed de vulgari: quia vulgus amicitias
utilitate probat.
Arn. Lub. III, 13. — Bgl. Böhmer, Regesten, No. 2664—3667, p. 193.