Full text: Heinrich der Löwe Herzog von Bayern und Sachsen.

Kaiser und Papst. 507 
maßlosen Rache ihrer erbitterten und grausamen Feinde zu überliefern. 
Heinrich jedoch wurde von seiner Ehrsucht so blind beherrscht"), daß er den 
Römern die Erfüllung ihres Wunsches zusagte, und ihnen nebst reichen Ge- 
schenken übrigens durch Vermittlung des Papstes — Tuskulum übergab'#). 
Am Charfreitag also strömten die Römer in großer Menge vor die Tore ihrer 
Stadt, um sich an der Feste zu rächen, auf der ihnen so häufig die kaiserlichen 
Feldzeichen getrotzt und die vor vierundzwanzig Jahren die große Niederlage 
gesehen hatte, die jene Nachkommen der Weltbeherrscher durch Philipp von 
Köln und Christian von Mainz erlitten. Die Römer also erbrachen die Tore 
von Tuskulum, töteten eine große Anzahl der Einwohner, blendeten viele 
andere und trieben alle, die noch übrig waren, hinweg, rissen Mauern und 
Türme nieder und verbrannten die ganze Stadt bis auf den Grund““). Nur 
wenige Einwohner retteten ihr Leben und bauten sich an dem teuem Heimats- 
orte in geflochtenen Hütten von neuem an, so daß die Stadt von nun an 
„Zweigstadt“, Frascati, hieß. 
Nachdem die Römer so ihren Willen erreichend, ihre grausame Rachsucht 
befriedigt hatten, bewogen sie den Papst durch Bitten und wohl auch durch 
Drohungen, dem Kaiser zu Willen zu sein. Heinrich selbst wirkte auf Cölestin 
ein, indem er ihm manches zurückzugeben versicherte, was die Kirche als das 
ihre beanspruchte. Am Samstag vor Ostern ließ sich Cölestin zum Priester 
weihens), am Ostersonntage zum römischen Bischöse. Inzwischen hielt 
Heinrich VI. seinen feierlichen Einzug in die heilige Stadt und wurde dann 
am zweiten Osterfeiertage nebst seiner Gemahlin von dem Papste mit der 
kaiserlichen Krone geschmücktff). So hatte Heinrich die erste Aufgabe seines 
Zuges erfüllt. Die kaiserliche Krone seiner Vorfahren glänzte wieder auf 
seinem Scheitel, und wenn je ein Fürst gewillt und befähigt war, die An- 
sprüche durchzusetzen, die sie verlieh, so war es Heinrich VI. 
Trotz aller Versuche des Papstes, den Kaiser von dem Zuge gegen seinen 
Schützling zurückzuhalten, zögerte Heinrich keinen Augenblick, sondern brach 
sofort nach der Krönung mit seinem gesamten Heere gegen die sizilische Grenze 
aus, die er bald erreichtef ft#). Hier aber erhob sich ein Hindernis, das, wie die 
  
*) Mit Recht sagt der wackere Otto Sanblas., Ccap. 33: [LHenricus) imperium in hoc 
non mediocriter dehonestavit. — Ahnlich „Chr. Ursp., p. 363. 
½% Otto Sanblas. lI. C. — Chron. Regia Colon., p. 152. — Arn. Lub. V, 4. — Sächs. 
Weltchron., p. 274. — Roger Hoved. — Cont. Aquicinct. — Chr. Ursp. I. c. — 
Töche, S. 184 f. 
½% Diese Schauderszenen, die Heinrich VI. ebenso zur Schande gereichen, wie den 
entmenschten Römern, werden ziemlich übereinstimmend von Otto Sanblas. I. c., 
Chron. Regia Colon. I. „c., Sächs. Weltchron. a. a. O., erzählt und von Arn. Lub. 
1. ., Albert. Stad., p. 352, Rycc. d. S. Germ., p. 325, Chr. Ursp., p. 363, angedbeutet. 
1) Arn. Lub. V, 4. — Cont. Aquicinct.: Henricus pro tempore inalibus 
satisfecit, pape restituens multa, due antecessores eius ecclesie abstulerant. — 
Bened. Petrob., p. 516. — Annales Mellicenses M. S. Ss. IX, p. 505. Hierauf wird 
sich auch Albert. Stad., p. 351: lacinthus in uigilia paschae Consecratus, beziehen. 
) Krit. Erört. II g. 
) Arn. Lub. V, 5. — An. Casin., p. 313. — Rycc. d. S. Germ., p. 325. — An. Rein- 
hardsbr., p. 59. — Guil. Neubrig. V. 7 (p. 46). — Chr. Magni Presb. Reichersp. I. c. 
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