570 Kritische Erörterungen zum zweiten Buche.
u Daß Heinrichs Name „der Löwe“ nicht etwa späteren Ursprungs ist, sondern
schon von seinen Zeitgenossen dem Herzoge beigelegt wurde, wird durch den Um-
stand bewiesen, daß sowohl Helmold (I, 84), als auch sein Fortsetzer Arnold von Lübeck
(II, 28) Heinrich ausdrücklich Leo benennen. Auch ist ersichtlich, daß Heinrich sich selbst
mit Anspielungen auf den Löwen zu umgeben liebte. So führte er in seinen Siegeln
öfters das Bild des Löwen, so erbaute er Löwenstadt an der Wackenitz in Holstein
und errichtete zu Braunschweig den berühmten ehernen Löwen.
v Orig. Guelf. III, p. 466 f. bringen die Quellen. — Welches Baden dies sei, ist nicht
gewiß. Es bleibt die Wahl zwischen dem bekannten Baden-Baden, dann Baden im
Schweizerkantone Aargau und Badenweiler im badischen Treisamkreis. Höchstwahr-
scheinlich ist es der letztere dieser Orte. — Ein mansus war (Muratori, Antichità Estensi,
I. p. 3—5) ursprünglich so viel Ackers, daß ein Landmann mit seiner Familie davon leben
konnte. Er wurde zur Zeit Karls des Großen und Ludwigs des Frommen zu zwölf
Morgen, später — um die Mitte des 12. Jahrhunderts — zu ungefähr zehn Morgen,
bald etwas mehr, bald etwas weniger, angenommen. Also ungefähr gleich unserer Hufe.
w Über den Zustand der Bremer Erzdiöcese berichtet Helm. I, 63. — Die süd-
licheren slawischen Bistümer — Brandenburg, Meißen, Havelberg — waren dem
Magdeburger Erzbischofe untergeordnet. — Helmold sagt zwar, daß Hartwich
Oomnino careret suffraganeis; jedoch ist sicher, daß der Bischof von Verden stets
ein Suffragan Bremens geblieben ist. — Entweder muß also Helmold an jenes
Bistum nicht gedacht oder seinen Ausdruck nicht streng gemeint haben.
x Bei Otto Fris. G. F. i. I, 66 und in der 183. Ep. Wib. wird ein Brief Eugens III.
an Konrad III. aus Tusculanum vom 23. Juni 1149 mitgeteilt, wo der Papst schreibt:
Postquam te ad Lombardiae partes peruenisse accepimus, sicut per venerabiles
fratres nostros Artuicum Bremensem et Anshelmum Hauelbergensem episoopos
tibi significawimus, ad tuam serenitatem duximus destinandos . Cui siquidem
usqdue in Tusciam progressi.. ad nostram praesentiam redierunt. Datum
Tusculani IX. Kal. Julii. — Also war Hartwich im Frühjahr 1149 bei Eugen.
Helmold scheidet stets die terra Slavorum, d. h. die ehemals von den Slawen
beherrschten Gebiete, sehr sorgfältig von dem Lande Saxonia. Dennoch wird der
Herzog der Sachsen als Reichsfürst stets nur Dux Sazxoniae, nie etwa außerdem noch
et Slavorum genannt. Als im Jahre 1181 das sächsische Herzogtum als solches an
den Grafen Bernhard von Anhalt kam, traten Holstein und Ratzeburg zwar in Ab-
hängigkeit zum Reiche — da der Kaiser die von Heinrich dem Löwen vertriebenen
Grafen dort wieder einsetzte —, aber gegen den Herzog von Sachsen behaupteten
sie fortan ihre vollständige Unabhängigkeit. Nie findet sich in späterer Zeit wieder
die Spur einer Abhängigkeit Holsteins von Sachsen. So sagt das 1448 abgefaßte
Chronioon Holsatiae (ap. Leibniz, Accessiones Historicae, I) p. 26: Henricus Leo
dux cognominatus, Bavariae et Sazxoniae gubernator, a duc cometia Holeaatia
illis diebus concedebatur in feuckum etc. Ein Beweis, daß zur Zeit des Ver-
fassers der Chronik eine solche Abhängigkeit von den sächsischen Herzögen längst ver-
gessen war. So erschien auch Graf Adolf III. von Holstein auf die Aufforderung
des Herzogs Bernhard von Sachsen 1182 nicht (Arnold. Lubic. III, 1); Adbolf III.,
Bernhard von Ratzeburg und Gunzelin von Schwerin ergreifen ohne Bedenken
gegen den Herzog die Waffen (Arnold. Lubic. III, 4); Adolf III. erhält den Zoll
Lübecks direkt vom Kaiser als Lehen (Arnold. Lub., ebendas.); dann bezahlen die
drei Grafen an Herzog Bernhard eine Summe zur Abfindung aller seiner Ansprüche
(Arn. Lub. III, 7). — Aus allem diesen erhellt deutlich, daß Holstein ursprünglich
nicht dem Reiche unterworfen und deshalb auch vom Herzogtume Sachsen getrennt
war. Daß Sachsen durch kaiserliche Verfügung einen anderen Herzog erhielt, ging
Holstein zunächst nichts an; es blieb unter der Herrschaft Heinrichs des Löwen. Da
dieser es zu Erfurt 1181 aufgab, wurde es ganz frei. Nun aber hatte der Kaiser den
vertriebenen Grafen Adolf III. selbst wieder eingesetzt, und dafür unterwarf dieser
sich Friedrich I. So kam Holstein 1182 auf ganz natürlichem Wege von dem sächsischen
Lerzo ee unmittelbar unter den Kaiser. Mit keinem Worte behauptet Arnold von
übeck, daß diese Unabhängigkeitserklärung Holsteins von dem neuen Herzog Bern-
hard unrechtmäßig, revolutionär von seiten Adolfs III. gewesen sei.