Full text: Heinrich der Löwe Herzog von Bayern und Sachsen.

596 Kritische Erörterungen zum dritten Buche. 
sei. — Es ist dies nichts, als eine abermalige Erfindung Saxos, um damit die Er- 
niedrigung Dänemarks unter die deutsche Hoheit zu vertuschen. Daß Saxo solcher 
Erdichtung wohl fähig, haben wir schon oben, Erörierung n undc, gesehen. Später 
aber kommt noch einmal eine ähnliche, hier bestimmt als lügenhaft nachweisbare 
Geschichte bei Saxo vor. Im Jahre 1181 nämlich zieht Waldemar dem Kaiser gegen 
Lübeck zu Hilfe, huldigt ihm abermals usw. Dafür habe (p. 182 bh) derselbe die 
Slawenfürsten Kazimar und Boguslaw als Vasallen des Königs anerkannt. Außer 
durch viele andere Gründe fällt diese Erzählung schon dadurch zusammen, daß Kazimar 
damals bereits gestorben war. — So pflegt Saxo bei dergleichen Gelegenh eiten zu 
verfahren. Aber außer diesen, aus der Subjektivität des Schriftstellers geschöpften 
Gründen, daß wir seine Erzählung nur mit äußerstem Mißtrauen aufnehmen dürfen, 
sprechen für deren gänzliche Verwerflichkeit viele objektive Gründe. 1. Der Kaiser 
ging von Döle aus gar nicht nach Italien, sondern nach Deutschland, so daß er nicht 
das Versprechen geben konnte, er werde Slawien für Dänemark bezwingen, sobald 
er aus Italien zurückgekehrt sei. 2. Heinrich der Löwe war auch unter den de utschen 
Fürsten, und es ist eine psychologische Unmöglichkeit, daß er (Saxo sagt ausd rücklich 
çGunctos principes iurare compulit) mitgeschworen habe, er wolle das eben erst von 
ihm eroberte und staatlich geordnete Slawenland dem Könige von Dänemark über- 
tragen. 3. Friedrich konnte den mächtigen Herzog nicht durch eine so ente hrende 
Forderung zum Feinde machen; dicser zürnte dem Kono so wenig, daß er bei dessen 
kurzem Streite mit dem Kaiser die Partei des ersteren ergreift (p. 151a). 4. F##aller 
Folgezeit ist — wie es sich uns an vielen Orten zeigen wird — so lange Wal demar 
lebte, wohl von einer Abhängigkeit Wagriens, Polabiens, Obotritiens, ja Pom merns 
von Heinrich dem Löwen, nie aber von einer Abhängigkeit dieser Lände r von 
Waldemar die Rede. 5. Nie macht Friedrich den Versuch, sein — vorgeblick es — 
Versprechen auszuführen, und was mehr sagen will, nie beansprucht Wal DPemar 
Wagrien oder esllenburg. So ist also diese ganze Gesch ichte 
Saxos erlogen. — Nicht minder unwahr ist seine Heyakptung. der Kaiser 
habe Waldemars Nachkommen die Unabhängigkeit zugestanden. Denn wenn WSalde- 
mar deutscher Vasall war, so waren es seine Nachfolger nicht minder. Nic#t an 
Waldemars Person, sondern gerade an seine Stellung als dänischer König wit die 
Abhängigkeit von Deutschland geknüpft. 
IV. 
a Bei dieser Gelegenheit sei die Nachkommenschaft Heinrichs des Löwen gen S□n#. 
Von seiner ersten Gemahlin Klementia hatte er folgende Kinder: eel 
1. Heinrich, der in kindlichem Alter in Lüneburg von einem Tisch herunt i# 
und daran an einem 1. November unbestimmten Jahres starb. Chronicon S. Mich æ 
Luneburgensis, M. G. Ss. XX III, 396. 
2. Richenza, die gleichfalls als kleines Kind starb:; H. von Breska, For- 
schungen z. deutsch. Gesch., XXII, 579 f. 
3. Gertrud, die zuerst 1166 Friedrich von Rothenburg, Herzog von Schwen nt 
und dann, nach dessen schon 1167 erfolgten Tode, 1173 Knut von Dänemark heir# 1 6 « 
Liber Memorialis Lundensis; M. G. Ss. XXIX, 3. — Knytlinga saga, das. 31. 
Von seiner zweiten Gemahlin Mathilde: ue 
4. Mathilde, geboren 1172, die den Grafen Geoffroy von Perche eheli — 
Roger de Hoveden, M. G. Ss. XXVII, 149. — Radulf de Dioeto, das. 272? 
5. Heinrich, geboren 1173, späteren Pfalzgrafen bei Rhein. Chron. S. Mar ã æ 
Turonensis, M. G. Sa. XXVI, 463. — Chr. S. Michaelis Luneb., 396. Ann. Ma. 
censes (Schulausgabe) S. 48. — Ann. Waverleiensis, M. G. Ss. XXVII. 459. 7 
6. Lothar, geboren 1174, gestorben am 15. oder 16. Oktober 1190 in jug 7## 
lichem Alter. Rad. de Diceto, 272. — Chr. S. Mich. Luneb., 397. — Notae S. B1 
Brunsvioe., M. G. Ss. XXIV, 827 gibt 1177 als Todesjahr Lothars an; allein, du 
sicher falsch, da er 1187 als in Deutschland zurückbleibend bezeichnet wird. z- 
Ann. Stederb., p. 224; Arnold. Lubic. IV. 3. — Nur teilweise irrig ist die Ang# 
in den Ann. Marbac. a. a. O
	        
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