Full text: Heinrich der Löwe Herzog von Bayern und Sachsen.

600 Kritische Erörterungen zum dritten Buche. 
Gervas Cantabr., p. 299; Radulfus Niger (M. G. Ss. XXVII, 343); Ann. Waver- 
leienses (das. 468); Ann. Tewkesburenses (das. 465); Ann. Winoheneum brenses 
(M. G. Ss. XVI, 481). Dagegen verlegen Roger de Hoveden (s. oben 1), sowie 
Ann. Meneviae (M. G. Ss. XXVII, 443) die Heirat auf 1164, Robertus de Monte 
(p. 516 f.) auf 1169, Rad. de Diceto (p. 262, 268) auf 1167. 
Spricht schon die große Überzahl und die Qualität der Quellen für das Jahr 1168, 
so wird die Frage entschieden durch die im Text S. 354, Anm.“### angeführten Urkunden. 
Da Heinrich der Löwe auf dem Reichstag zu Würzburg zu den ersten und eif- 
rigsten Fürsten gehörte, die sich dem Kaiser ganz unmittelbar angeschlossen haben: 
da ferner dieser denkwürdige Reichstag für ganz Deutschland entscheidend wurde: 
so ist es wohl gerechtfertigt, wenn ich näher auf ihn eingehe. An Quellen existieren 
1. die offiziellen Rundschreiben des Kaisers über die Verzandlungen des Reichs- 
tages. Sie sind außer in formellen Kleinigkeiten gleichlautend, und deshalb können 
wir die fünf betreffenden vorhandenen Urkunden (M. G. Les. II, p. 134—139 
sowie M. G. Constit. I, 314—320; Bouquet, Rec. XVI, p. 629 f.; Scheid, Or. Gu. III. 
" 482ff.; Mansi, Sacrorum Conciliorum Amplissima Collectio XX I. p. 1213 f., 12211. 
igeb. Contin. Aquic., p. 410 f. etc.) als eine einzige Quelle behandeln. Dieser 
steht in vielen Stücken 2. der Brief eines unbekannten Freundes an Alexander III. 
(Mansi, Conc. XXI, p. 1215 ff.) entgegen. Ficker, Reinald von Dassel, S. 132, 
stellt die Vermutung auf, dieser Brief rühre von Erzbischof Konrad von Mainz her, 
Alexanders eifrigem Freunde, der vom Reichstag entfloh, um den Schwur gegen ibn 
nicht zu leisten. Dafür scheint Ficker zu sprechen, daß a) der Erzbischof von Mainz 
und seine Eusaga nicht in dem Brief erwähnt werden und b) Alexander an 
Ludwig VII. schreibt, Konrad werde ihm näheres über den Reichstag berichten. 
Was den ersten dieser Gründe betrifft, so ist er sehr leicht umzukehren. Gerade wenn 
der Schreiber des Briefes der Erzbischof von Mainz gewesen wäre, würde er seinen 
— negativen — Anteil an dem Reichstag hervorgehoben haben. Daß aber der 
zweite Grund ganz unsicher ist, leuchtet ein. Wohl aber gibt es positive Gegen- 
ründe gegen die Annahme Fickers. Wenn der Erzbischof sofort, als der Schwur, 
Poschal anzuerkennen, von den Bischöfen verlangt wurde, zu Alexander floh (Quelle 3 
und 4), so brauchte er 1. keinen Brief an diesen zu senden, den er ja selbst bald fah, 
und konnte auch 2. nicht über Dinge berichten, die er nicht mehr angehört, weil er 
damals schon auf der Flucht war. — Wir wissen also über den Urheber des Briefes 
nichts, als daß er ein Anhänger Alexanders und ein Augenzeuge der geschilderten 
Ereignisse war. Seine Angaben weichen nun, wie gesagt, bedeutend von denen der 
Quelle 1 ab. Am besten wird es sein, beide Berichte nebeneinander zu stellen. 
  
1. 
Am Pfingsten hielt der Kaiser mit 
allen weltlichen und geistlichen Fürsten 
einen Reichstag gu Würzburg. Viele 
waren über die Anerkennung Paschals 
noch zweifelhaft, aber nach dem Aus- 
tausch der Ansichten aller Awesenden 
erkennt man Paschal an. Der Kaiser 
beschwon, daß weder er noch seine Nach- 
solger den Papst Alexander oder dessen 
Nachfolger anerkennen würden, wohl 
aber den Paschal. Alle von diesem 
geweihten Prälaten wolle er verteidigen, 
aber keinen Anhänger Alexanders an- 
nehmen. 
  
2. 
Der Kaiser vereinigte seine Fürsten 
um Pfingsten zum Reichstage. 
Schon am Samstag vor dem Feste 
(22. Mai) und dann am Montag ver- 
handelte man über einen Frieden zwi- 
schen Friedrich und Alexander: da trat 
der Erzbischof von Köln auf und sagte: 
Schon hielte der größere Teil von 
Deutschland zu Alexander, aber doch 
sei die Erzenpartet stärker, da ihr jeszt 
Heinrich von England die Unter- 
stützung von fünfzig Bischöfen bringe. 
Zum Zeugnis dessen führte er die beiden 
englischen Botschafter vor. Darauf 
sagte der Kaiser ihm seine Mitwirkung 
u, und der Erzkanzler erteilte folgenden 
at, den der Kaiser auch annahm: der 
Kaiser sollte für sich und seine Nach- 
folger als verbindlich beschwören, daß 
sie nie Alexander oder dessen Nachfolger 
anerkennen würden.
	        
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