Konrad III. zum Frieden geneigt. 57
heit aus den Ereignissen eines Vierteljahrhunderts ergeben. Nicht minder
unzweifelhaft war es, daß die Nachteile dieses beständigen Kampfes haupt-
sächlich nicht auf den Babenberger, nicht auf den Askanier, nicht auf die Wel-
fen fielen, sondern ganz besonders auf ihn, den König. Nicht allein, daß er
aus den größten und wichtigsten deutschen Herzogtümern — Sachsen und
Bayern — keinerlei Unterstützung zog, er mußte auch die besten Kräfte des
Königtumes auf die innern Streitigkeiten dieser beiden Länder verwenden.
Der Krieg nahm immer weitere Dimensionen an; schon waren Bayern,
Sachsen, Schwaben, Franken von ihm in Flammen gesetzt. Auch war zu
fürchten, daß bei seiner längeren Dauer das stets unabhängig gesinnte Sachsen
sich ganz von dem deutschen Reiche losreißen würde. Jetzt war der rechte
Augenblick, einen noch vorteilhaften Frieden zu schließen. Sachsen zwar war
in den Händen der Welfen, und auch ihre Ansprüche auf Bayern betätigten
sie in mutigem Ringen um dieses Land: aber doch war letzteres zum größten
Teile in staufischem Besitze. Wie sollte es aber werden, wenn er, der König,
gestorben wäre und der Zwist zwischen den beiden mächtigen Häusern noch
fortdauerte? Wie leicht, ja, wie wahrscheinlich würden dann die Fürsten —
wiederum, wie schon zweimal, wechselnd — die Krone auf das Haupt des
jungen Welfen Heinrich setzen? Daßsich hierauf die Unglücksfälle der Staufer
unter Kaiser Lothar, vielleicht in verstärktem Maße, wiederholen würden, war
vorauszusehen.
Freilich hatte der König gegen die Markgrafen Leopold und Albrecht Ver-
pflichtungen auf sich genommen: aber jener war nun gestorben, und dieser
konnte sich mit der reichen, ihm zuteil gewordenen Erbschaft begnügen. Ja,
mußte der Askanier nicht dem Königtume mindestens ebenso gefährlich wer-
den, wie die Welfen es je gewesen, wenn jener das Herzogtum von Sachsen
mit der Nordmark und Brandenburg und mit dem unmittelbaren Besitze
Anhalts und großer Länderstrecken in Thüringen und Franken vereinigte?
Konrad faßte seinen Entschluß.
Nachdem er also einen Zug nach Böhmen glücklich vollendet, den Kron= 1142
prätendenten Konrad von Mähren vertrieben und seinen eigenen Schwager
Wladislaw wieder als Herzog eingesetzt hatte"), knüpfte er — freilich, zur
Bewahrung der königlichen Würde, an der Spitze eines großen Heeres'“) —
Verhandlungen mit der Herzogin-Regentin Gertrud, der Mutter des jungen
Hemrich, an, deren weibliche Schwächen er sehr geschickt zu benutzen wußte.
Sein Hauptzweck war, durch Entziehung des Herzogtums Bayern die Welfen
auf Sachsen zu beschränken und dadurch ihre Macht bedeutend zu mindern.
Bayern gerade und nicht Sachsen den Welfen vorzuenthalten, hatte Konrad
) Vincentül Pragensis Annales. M. G. Ss. XVII, p. 660 f. — Vgl. Palacky,
Geschichte von Böhmen, 1, S. 420 f.
% % An. Brunwilar., p. 727: Hoc anno (sc. 1142) dum expeditio inter Saxones ingenti
cura et apparatu secundo paratur, in concordiam redeunt etc.