Full text: Heinrich der Löwe Herzog von Bayern und Sachsen.

III. Buch, VII. und VIII. Kapitel. 611 
in schwerer Bedrängnis in Italien weilte, kann er nicht mit Welf verhandelt und ab- 
geschlossen, noch ihm ungeheuere „Massen an Silber und Gold“ ausgezahlt haben. 
Anderseits kann 1179 Heinrich, der sich damals in seiner ganzen Stellung und seinem 
Besitze bedroht sah nicht Welf VI. große Versprechungen für dessen deutsche Alodien 
eemacht haben. Wenn Abdler dagegen anführt, Welf habe sich noch in den siebziger 
Fahren seiner geistlichen Stifter im Kampfe gegen den Bischof von Augsburg an- 
genommen, könne jene also nicht schon verschenkt haben, so vergißt er, daß Welf 
seine meisten Allodien auf Lebzeiten zurückerhalten hatte. Daß endlich (ebendafs.) 
ein Neubürger von Modena die Rechte des Kaisers und Welfs bei einem staats- 
rechtlichen Geschäft vorbehält, kann bei der schwankenden rechtlichen Lage jener 
Gegenden nicht wunder nehmen. 
Die ganze Lage der Dinge läßt als wahrscheinlich annehmen, daß diese Vorgänge, 
die zum Zerwürfnis zwischen dem Kaiser und Heinrich dem Löwen Anlaß gaben, 
in der ersten Hälfte des Jahres 1169 sich abspielten. In der Tat setzt eine jüngere 
Quelle, die Lebenhauser Jahrbücher, ausdrücklich den Vorgang zu 1169 (Hess, Mon. 
Guelf., pars hist., p. 254, angeführt bei Riezler, Gesch. Bayerns, 1, 698, Anm. 1). 
Wir werden diesem alten, auf bestimmte Uberlieferungen gestützten Beispiele folgen. 
Daß Welf VI. sich noch 1172 Herzog von Spoleto nennt, hat umsoweniger 
Bedeutung, als er auch 1183 und 1185 seine italienischen Titel noch im Siegel 
führt, also zu einer Zeit, wo doch der Verzicht sicherlich längst erfolgt war: Ficker, 
Forsch. z. Reichs- u. Rechtsgesch. Ital., II, 226, Anm. 27. 
Die Erwählung des jungen Heinrich zum deutschen König meldet Chr. Magni 
Pr. Reich., p. 490;: ex consensu et collaudatione omnium principum qui aderant. 
— Ferner An. Pegav., p. 260, Chron. Regia Colon, eto. — Diesen eingehenderen 
Quellen gegenüber läßt Theod. Mon. Palid., p. 94 Heinrich am 24. Juni 1169 auf 
der Kurie zu Erfurt zum König wählen. Es ist dies eine Verwechslung mit dem Reichs- 
tage desselben Ortes und Datums im folgenden Jahre (Chr. S. Petri Erford. Mod., 
185). — M. G. Lgs., II, p. 141), wo aber von einer Krönung Heinrichs nicht die 
Kede war. — Th. Töche, Kaiser Heinrich VI. (Leipzig 1867), S. 27 läßt auf die 
Angabe der Bened. Petrob., p. 329 hin Heinrich den Löwen als einzigen deutschen 
Fürsten dem jungen König Heinrich den Treueid verweigern. Die in deutschen Dingen 
völlig nichtige Autorität dieses Engländers genügt nicht zur Feststellung einer solchen 
auffallenden Tatsache, die die deutschen Quellen sicher hätten anführen müssen, und 
die auch an sich bei der damaligen Stellung Heinrichs des Löwen zum Kaiser durch- 
aus unglaubwürdig ist. 
Die Chron. S. Petri Erford. Mod. schreibt: Imperator in nativitate S. lohannis 
„Bapt. habito generali coonventu Erphurdiae Heinricum Gucem aliosque principes 
Sazoniae, iamdin inter se dissidentes, pacificavit, et sic terra aliquanto tempore 
quievit. — Auch besitzen wir eine Urkunde des Kaisers, ausgestellt zu Erfurt am 
21. Juni, bei der Heinrich Zeuge (Schultes, Direct. dipl., K. p. 208 f. — St., 
Nr. 4114); und eine andere: Ne aduocati aliquod ius habeant in dote sacerdotis, 
datum Herbsfordiae a. d. i. MLXA. indiot. III. II. Kal. Lulii. (M. G. Lgs., II, 
P. 141.) 
  
  
VIII. 
Es ist sehr interessant, die Besitzungen der als auf dem Landtage zu Mosburg 
anwesend aufgeführten Edlen (Scheid, Or. Gu. III, p. 513 ff.) zu betrachten, da wir 
auf diese Weise ein annäherndes Bild von den Grenzen der damaligen Besitzungen 
Heinrichs in Süddeutschlands erhalten. Die Markgrafschaft Vohburg lag an der 
Donau, unterhalb Ingolstadt, in der jetzigen Provinz Oberbayern; die Mark Krai- 
burg am Inn, wenige Meilen oberhalb des Punktes, wo die Salzach mündet, gleich- 
falls im jetzigen Oberbayern. Außerhalb Bayerns lagen u. a. die Besitzungen der 
Edlen 12) von Kirchberg im jetzigen bayrischen Schwaben; 13) von Steinach, am 
gleichnamigen Nebenflusse des Weißen Maines, in der jetzt bayerischen Provinz Ober- 
franken; 14) von Harburg an der Wernitz im jetzt bayerischen Mittelfranken; 19) von 
Abenberg in Mittelfranken; 26) von Roth, am Einfluß der Roth in die Rednitz in 
Mittelfranken; 27) von Maisach, an der Grenze vom jetzigen Baden und Württem- 
39°
	        
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