IV. Buch, II. Kapitel. 627
fand in Wa hrheit in Kaina statt, wie zwei am 17. August 1179 vom Kaiser am letzteren
Orte ausgestellte Urkunden (Stumpf, Reichskanzler, Nr. 4289—90) beweisen.
Der Hoftag zu Speier, am 11. November 1178, bedeutete weder eine Einleitung
des lehnrechtlichen Verfahrens, wie Güterbock (a. a. O. S. 188) will, noch die
Einbringung der Klage des Kaisers, wie Klein (a. a. O. S. 5) aus dem hier ganz
verwirrten Otto von St. Blasien folgert. Sondern, wie Arnold von Lübeck lehrt,
hatte er keine andere Bedeutung, als daß unter den zahlreichen deutschen Fürsten,
die dort den Kaiser bei seiner Rückkunft nach Deutschland begrüßten, sich auch Hein-
rich befand, der die Gelegenheit benutzte, bei Friedrich über die ihm von Philipp von
Köln zugefügten Ungerechtigkeiten zu klagen; der Kaiser aber beschied den Herzog
auf den Tag zu Worms. In der Ladung zu diesem war die Angelegenheit von dem
Kaiser auf einen ganz anderen Boden gestellt, indem er den Herzog aufforderte,
sich wegen der gegen ihn selbst von zahlreichen Fürsten erhobenen Anklagen zu recht-
fertigen. Heinrich war also aus dem Kläger der Beklagte geworden.
Es bleiben also noch folgende Gerichtstage:
1. Worms (Stumpf, Nr. 4272—73), 13. Jan. 1179: erste Vorladung Herzog
Heinrichs auf die Klagen der Fürsten.
2. Magdeburg (Stumpf, Nr. 4282—87), 24. Juni 1179: zweite Vorladung
Heinrichs.
3. Kaina (St., Nr. 4289), Mitte August 1179: dritte Vorladung: Erklärung
in die Acht. Aber es wurde dort nicht beachtet, daß Heinrich verlangen konnte, nach
schwäbischem Rechte in Schwaben abgeurteilt zu werden. Fürsten machen den
Kaiser darauf aufmerksam, und dieser setzt deshalb einen neuen, vierten Tag nach
Würzburg fest. UÜbrigens protestiert Heinrich in seiner Eigenschaft als Schwabe
gegen seine Verurteilung.
4. Würzburg (St., Nr. 1296—99), 13. Jan. 1180: Endgültige Verurteilung
im Gegenwart schwäbischer Vollbürger und Fürsten, wie selbst des Oheims Heinrichs,
elf VI.
5. Gelnhausen (St., Nr. 4301—03), 27. März 1180: Verteilung des
Herzogtums Sachsen und der sächsischen Lehen Heinrichs.
6. Regens burg (St. Nr. 4305), 24. Juni 1180: Anderweite Vergebung
des Herzogtums Bayern.
7. Erfurt (St., Nr. 4327—34), 11. Nov. 1181: Unterwerfung Heinrichs.
Ausführung des Würzburger Urteils. Verbannung Heinrichs.
So ordnen sich die Gerichtstage, in Ubereinstimmung mit den Quellen, auf ganz
klare Weise, ohne daß wir zu künstlichen Deutungen, die in den Quellen nicht be-
gründet sind, unsere Zuflucht zu nehmen genötigt werden.
Daß der Markgraf Dietrich von Landsberg schon zu Worms sein Anerbieten
getan, was er freilich später oftmals — wahrscheinlich auf jedem Reichstage — wieder-
holte (Chr. Mont. Ser. p. 151. — An. Lubic. II, 10), geht aus der Ausdrusckweise
der Sächs. Weltchronik p. 230 hervor. Vgl. Chr. Ursperg p. 358.
Der Grund von Heinrichs Bann wird in der Chron. S. Petri. Erford. Med.
p. 188 ganz deutlich angegeben: Gero quondam Halberstadensis episcopus qussdam
Possessiones Henrico duci inbenificiaverat, guas nune Uda Vr icus episc.
sub excommunicationis verbo ezxigebat, affirmans, quod
ePisc. ille superpositus quidquid egerit. irritum fuerit. — Prutz, Historia Henrici
Leonis, Berlin. Dissert. 1863, p. 25, muß diese Stelle übersehen haben, um auf die Ver-
mutung zu kommen, die Herbeirufung der Slawen sei Ursache des Bannes gewesen.
Über die Kriegsrüstungen des Erzb. Philipp von Köln im Jahre 1179 wird
berichtei: 1. An. Pegav. p. 262: Episc. Coloniensis cum duobus ducibus et octo
comitibus. quatuor milia ducens armatorum etc. — 2. Ann. S. Petri Erphesf.
Alaj, p. 63: paucis equitibus sed pluribus indisciplinatis peditibus. — 3. Sächs.
Weltchronik p. 231: De bischop uan Colne uor uore Haldesleue mit uiftein hundert
ridderen unde mit der rote uan Burgundien unde mit der uan sente llien. Danach
Anon. Saxo p. 111. — 4. Chr. Mont. Ser. p. 151. Pbilippus etiam Colon. arepisc.
huic obsidioni fortis auxiliaturus accesserat. Quatuor enim, ut fertur, loricatorum
milia .. Eibi arrogabat. — 5. Annales Brunvillarenses ap. Böhmer Fontes III.
p. 388: cum uniuersis Lotharingie principibus. — Daß der zweite Feldzug des Kölners
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