630 Kritische Erörternngen zum vierten Buche.
Leone iam fere devicto ad summam in Germania potentiam pervenerat, talibos
dolis usum esse. Sed Saxo Grammatious nimio patriae regisque amore ductus
talia regi suo concessa esse fingit, ne sibi concedendum sit, imperatorem Po-
meraniam, quam rex sibi vindicaturus erat, allis in feodum dedisse regemgque hoc
Prohibere non'potuisse. Totam autem hanc rem ut in dubium vocem, eo praccipoe
commoveor, qucd eandem conditionem imperator a Waldemaro petüsse dicitur,
quam iam Henricum Leonem ab eo impetrasse supra memoraverat, eam videlicet.
ut de petitione reousata cum nemine communicaret. Accedit, qucod Kazimarus
ille Pomeranorum dux tunc iam mortuus erat. Arnold von Lübeck erzählt nämlich
(II, 17) den Tod Kazimars vor diesen Ereignissen. — Die Ryensischen Annalen be-
richten, Friedrich I. habe dem König Waldemar ganz Nordalbingien überlassen;
dies sei durch eine Bulle des Papstes Innozenz bestätigt worden. Es ist offenbar,
daß hier eine Verwechslung Friedrichs I. und Waldemers I. mit Friedrich II. und
Waldemar II. vorliegt, deren Zeitgenosse Papst Innozenz (III.) war. Die Erteilung
der erwähnten Dokumente fand unter diesen Fürsten im Jahre 1214 statt.
Die Lübearer Friedensverhandlungen und die endliche Kapitulation weroen
bei Arn. Lubic. II, 21 berichtet, und in den Additamenta chronicae Slavorum,
Leibniz Scr. Br. III, p. 750. — Die lübischen Geschichtsschreiber datieren von dieser
Zeit her die Herrlichkeit ihrer Stadt. So z. B. Henricus Aquilonipolensis (Meibom,
Scr. rer. Germ. I.) cap. 8:
Amplius ut caput urbibus urbs ista esse marinis
Debeat, elegit, prae reliquis et eam.
Aurum deferre possit senatus eorum,
Concessit Caesar — militum ad instar — herus. —
Auch das Chr. Brunsv. piot. p. 351 meldet: Do gaff de keyser, dat de stadt Lubke
scholde keyser fry syn, unde gaff öre grote priuilegia, und dat den radherren golt
temede to dragen, unde gaff öne den arne [Adler] mit den duppelden koppe to
einem wapen. — Doch erfolgte die ausdrückliche Verleihung der neuen Privllegien
an Lübeck erst im Jahre 1188c; Waitz, Schleswig-Holsteins Geschichte I. S. 71.
IV.
Die Teilungsurkunde zu Gelnhausen und deren Ausführung geben zu vielen
Zweifeln Anlaß.
1. Weshalb trifft sie im Herzogtum Sachsen nur über Westfalen und Engern
Bestimmung, nicht über Ostsachsen?
Weiland (Das sächsische Herzogtum, S. 169) meint: Die von Heinrich dem
Löwen in Ostsachsen okkupierte Macht sei als eine unrechtmäßige erkannt und des-
halb in Gelnhausen mit Stillschweigen übergangen worden. Nun hat Heinrich
weifellos seine Herzogsgewalt in Ostsachsen mit allen Mitteln ausgedehnt; aber
* war ihm doch von seinen Vorfahren überkommen, bestand sicher schon vor ihm in
gewissen Grenzen und blieb auch nach ihm. Diese Erklärung ist also durchaus zu ver-
werfen. Vielmehr ist die Gelnhauser Urkunde nur als ein Anerkennungsdolkumem
für Philipp von Köln zu betrachten, die also Ostsachsen gar nicht zu erwähnen nötig
hatte, sondern nur die Teilung Westfalens und des benachbarten Engerns betraf.
Die Anerkennungsurkunde für Bernhard von Anhalt als den neuen Herzog (Ost.)
Sachsens und Engerns ist uns leider nicht erhalten.
2. Die Ausdehnung der herzoglichen Gewalt Kölns in Westfalen. "
Weiland (das. S. 171 ff.) sucht nachzuweisen, daß, wenn sie sich als über die
Gebiete der Diözesen Paderborn und Köln ausdehnend bezeichnet wird, unter dem
letzteren Ausdruck die Erz diözese Köln verstanden sei, also mit Einschluß der Diözesen
Münster, Osnabrück und Minden: freilich muß er gestehen, daß die herzogliche Gewalt
Kölns seit der Mitte des 13. Jahrhunderts auf Paderborn und die engere Diözese
Köln beschränkt ist. Gerade entgegengesetzt Scheffer- Boichorst (Annsles
Pathebrunn. Exkurs, S. 202 ff.): Philipp von Köln erhielt nur denjenigen Teil
von Westfalen, der zu den eigentlichen Diözesen Köln und Paderborn gehörte; erst