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640 Kritische Erörterungen zum fünften Buche.
Ülber den verfehlten Versuch des jungen Heinrich, von seinem Schwager Knut
Hilfe zu erlangen, schreibt Arn. Lub. V, 20: Dux autem Henricus, adhuc expetens
auxilium regis, filium suum equivooum .. ad ipsum maisit, ut a suo latere non
recederet, qucusque per eum omnem terram transalbinam obtinuisset. Coui
bonam quidem s rex fecerat, non tamen eam, quse non confundit. Nam
eadem de die in diem evanescens nihil firmitatis propter regis negotia habere visa
est. — Daß mit dem rex nicht Heinrich VI., sondern Knut VI. gemeint sei, geht nicht
allein daraus hervor, daß Arnold sofort jenen beständig imperator nennt, sondern
aMuch aus den Worten: adhuo expetens auziliium regis: dieses hätte in bezug
auf den bisher stets feindlichen Kaiser keinen Sinn.
IV.
Das frühere Verhältnis zwischen dem jüngeren Heinrich und Agnes, der Tochter
des Pfalzgrafen, wird von Guil. Neubrig. VI, 32, p. 36 geschildert. — Der Bericht
bes Chr. rhythm. Brunsv., p. 78—81, der sonst unbrauchbar ist, da er nur eine freie,
poetische Umschreibung der An. Stederb. enthält, vollständig ohne jeden historischen,
wenn auc nicht ohne dichterischen Wert, ist doch hier teilweise auch von dem Ge-
schichtsforscher zu benutzen, da der Verfasser der Chronik ein vollständigeres Exemplar
der Stederburger Annalen besessen zu haben scheint, als uns jetzt zu Gebote steht.
Die jetzigen An. Stederb., p. 227 deuten das im Text Erwähnte nur durch die Worte:
iuratum inter ducem et filiam palatini matrimonium an.
Die An. Stederb., p. 229 schreiben über die Ereignisse zu Tilleda i. J. 11912
Dux itaque aliquantum receptis viribus suis ad diem et locum sibi constitutum
venit, et in plenam gratiam imperatoris ibi receptus est, et filius suus beneficis
Palatini, quse ab imperatore tenuit, sollempniter est vestitus, expetente domno
imperatore, ut secum iter acciperet in Apuliam. — Zwar behauptet Arn. Lub. V, 20,
daß Heinrich der Jüngere die Belehnung erst nach der Rückkehr aus Italien erhalten
habe; indes der Bericht des Probstes von Stederburg, der in dieser Zeit in Heinrichs
des Löwen persönlicher Umgebung lebte und die Ereignisse gleichzeitig niederschrieb,
ist der Erzählung des entfernteren und erst nach eines anderen Erfählun redenden
Arnold von Lübeck vorzuziehen. Insofern ist die allgemeine Regel, die F. A. Cohn
in seiner Dissertation v. J. 1856: De rebus inter Henricum VI. et Henricum Leonem
actis, über die gegenseitige Glaubwürdigkeit von Arn. Lub. und Gerh. Sted. gibt,
hier nicht anwendbar.
Der Zeitpunkt der Verschwörung der sizilischen Großen gegen den Kaiser ist
nicht genau zu bestimmen, da die Nachrichten sie an verschiedenen Stellen ihrer
Erzählung anbringen. Doch fällt sie sicher vor Weihnachten (Epist. imperator#
ad Walterum archiepisc. Rotomagensem, Rad. d. Dic., p. 364) und nach der Ein-
nahme Palermos, da sich Margaritone schon an ihr beteiligt (An. Aquens. p. 397).
So ist also die Verschwörung und ihre Entdeckung ungefähr in den Anfang Dezember
1194 zu setzen. — Der in der Mitte des folgenden Jahrhunderts schreibende Ryecacd.
d. S. Germ. läßt die Entdeckung (p. 328) gerade am Weihnachtsfest stattfinden.
Petrus d’'’ Ebulo II, p. 43 f. setzt sie irrig nach der Krönung des Kaisers zu Palermo.
— Man sehe noch über diese Ereignisse: An. Pegav., p. 268; Otto Sanblas., cap. 39
bis 41; Rog. Hoved., p. 162; An. Ceccan., p. 290, 292; An. Casin., p. 318; Chr. Ursp.
p. 364; Annales Placentini Gibeillini M. G. Se. XVIII, 468. — Nur die An. Ceocan.
und die An. Casin, wagen das Vorhandensein einer Verschwörung überhaupt zu
eugnen.