Full text: Heinrich der Löwe Herzog von Bayern und Sachsen.

Die ostelbischen Slawen. 61 
Ebenso nahm der junge Friedrich, der Sohn des Herzogs Friedrich II. von 
Schwaben und Neffe des Königs, das Schloß Wolfrathshausen des welfisch 
gesinnten Grafen gleichen Namens“"). 
Aber Welf ließ sich durch diese Fortschritte der Staufer nicht abschrecken. 
Von den auswärtigen Fürsten stets reichlich mit Geldmitteln versehen, von 
dem Bischofe Heinrich von Regensburg und dem Markgrafen Ottokar VII. 
von Steier tätlich unterstützt?“), begann er einen Parteigängerkrieg, bald am 
Rhein, bald in Bayern, bald im Alpenlande. Keine Rast und Ruhe ließ er 
seinen Feinden, so daß Konrad Mühe hatte, sich gegen den schnellen und 
lästigen Widersacher hinreichend zu decken“*). 
Dagegen hatte Graf Adolf II. von Holstein infolge des Frankfurter Ver- 
trages seine Ruhe wieder gewonnen. Um aber die weitere Entwickelung der 
sächsischen Verhältnisse zu verstehen, ist es unbedingt notwendig, auf die sla- 
wischen Gebiete einen Blick zu werfen, die Sachsen im Osten begrenzten, 
und die auf lange Zeit hinaus mit ihm noch in unmittelbarster Wechsel- 
wirkung standen, bis sie sich endlich zu selbständigen germanischen und christ- 
lichen Staatswesen ausbildeten. 
Als um die Zeit der Völkerwanderung die deutschen Stämme nach Westen 
und Süden aufbrachen, um in fruchtbareren und kultivierteren Gegenden sich 
neue Reiche zu gründen, folgten ihnen die Slawen auf dem Fuße nach und 
besetzten bald die ehemals von den Goten, Sueven, Markomannen, Angeln 
und den andern deutschen Völkerschaften zwischen Weichsel und Elbe be- 
wohnten Landstriche. Ja, sie drangen noch über diesen Strom bis zur Ilme- 
nau, Ise, Aller und Ohre vor, so daß sie die Altmark und den östlichen Teil 
des jetzigen Regierungsbezirks Lüneburg besetzten. Unterstützt wurde diese 
1142—46 
1142 
Ausbreitung der Slawen durch das tätige Eingreifen eines deutschen Königs (804) 
selbst, nämlich Karls des Großen, der in seinem Unterwerfungskriege gegen 
die Sachsen eine große Menschenmenge aus dem nordelbischen Teile dieses 
Volkes nach Südwesten fortführte und ihre Gaue den obotritischen Warern 
einräumte. Sie eroberten später fast ganz Holstein und siedelten sich dort an. 
Unter ihrem Fürsten Kruko, um 1075, erstreckte ihr Reich sich bis an die 
Nordseef). 
Alle diese Slawen waren in unzählige kleinere Völkerstämme geteilt, von 
denen indes für die sächsischen Verhältnisse nur die im ehemaligen Nord- 
deutschland angesessenen in Betracht kommen, die Völkerschaften, für die 
Otto Frising., Gesta Frid. I. imp., lib. I, C. 26. 
*%) v. Muchar, Geschichte des Herzogtums Steiermark, IV, S. 395. 
*#„½%) Daß der Krieg im ganzen für Welf vorteilhaft war, beigen die Worte der ziemlich 
staufisch gesinnten An. Brunwilar., p. 727: Rex contra ducis Heinrici defuncti fratrem 
Fotentem principem plurima bella gessit, munitiones eins guasdam insignes 
mrrn Ilto labore cepit: duz contra plura regni oppida incendio et rapina 
ele vit. 
!) Waisz, Geschichte Schleswig-Holsteins, I. S. 20 f. — Wilh. Ohnesorge, 
Ausbreitung und Ende der Slawen zwischen Niederelbe und Oder, I (Zeitschr. d. 
Vereins f. Lübeckische Geschichte u. Altertumskunde, Bd. XII, Lübeck 1910), S. 113 ff. 
 
	        
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