Full text: Heinrich der Löwe Herzog von Bayern und Sachsen.

Die Welfen. 5 
inne hatten"), und daß in Nordtirol, wo ja die Welfen zuerst ansässig waren, 
einige zweifelhafte Anklänge an den Skyrennamen vorkommen, mußte na- 
türlich die Hypothese stützen. Da wurde aus Oldogan: Wolfhard oder Welf, 
aus Hunulfus: Wulf; Bonifacius war eine UÜbersetzung von Welf, Azzo eine 
Umbildung von Eticho. Und so wurde es sehr leicht, von den Welfen auch die 
Häuser Este, Habsburg, Lothringen, Zähringen, Baden abzuleiten. Aber 
diese Phantasiegebilde, die die Welfen zuletzt auf den nordischen Ulf und den 
römischen Catilina zurückführen würden“), sind für die ernsthafte und un- 
befangene Geschichte ohne allen Wert““). 
Höchst wahrscheinlich dagegenf) ein Welfe war Warin, der Graf vom 
Thurgau und Linzgau, der Kammerbote König Pipins in Alamanien. Mit 
seinem Amtsgenossen Rudhart schützte Warin tapfer die königlichen Rechte 
gegen die Ansprüche der Kirche und wußte auch sich selbst dabei zu bereichern. 
Als Warins Sohntritt ein Isenbart aus, doch sind seine Schicksale so mythisch, 
daß dadurch seine ganze Persönlichkeit in das Helldunkel der Sage gerückt 
wird. 
Zuerst in das klare Licht unbezweifelter historischer Überlieferung tritt das 
Welfengeschlecht durch Welfff), einen Edlen bayrischen Stammes, der zu 
Utorf saß, sich freilich beständig zu den Bayern hielt, wo er gleichfalls Besitz 
hattef##4), aber in Schwaben in den letzten Jahren dergroßen Karldas Grafen- 
amt und häufig auch die Heerführerwürde übte. Das beständige Herzogsamt 
war damals in Bayern von Karl dem Großen aufgehoben; die freien Männer, 
deren Welf einer war, erkannten keinen anderen über sich, als den Kaiser und 
sonst dessen Beamte in den Fällen, wo diese im Namen des Reiches aufzu- 
treten das Recht hatten. Solche Beamte waren die Grafen, die einem jeden 
Gau übergeordnet wurden, gewöhnlich angesehene Männer, die in dem be- 
treffenden Gau selbst angesessen waren; einzelnen von ihnen wurde dann 
im Falle des Krieges die Führung des Aufgebots in einem größeren Bezirk 
übertragen, und damit empfing der Graf zugleich den Titel Herzogs). Ein 
solcher Edler und Graf war Welf von Altorf; und groß müssen seine Macht 
und sein Einfluß gewesen sein, da es gerade seine Tochter, die geistreiche und 
schöne Judith war, die des großen Karl Sohn, Ludwig der Fromme, zu seiner 819 
Gemahlin auserkor. Seine zweite Tochter, Hemma, heiratete einer der 
Söhne dieses Kaisers, Ludwig, der spätere König der Deutschen. 
  
*) Deren Besitz aus ihrer Verwandtschaft mit Warin sich leicht erklären läßt. 
**) Böttiger, Heinrich d. L., S. 7, Anmerk. 2. 
*““) Muratori schon legte vernünftigerweise keinen Wert auf diese Faseleien. 
f) Dies scheint mir von Eichhorn, Urgeschichte der Welfen, S. 34, ziemlich aus- 
reichend nachgewiesen. 
f) Das sagt schon sehr verständigerweise die ca. 1170 verfaßte Historia Welforum 
Weingartensis (Monumenta Germ. historica, Scriptores XXI, 457). 
tfl Thegan, Mon. Germ. Script. II, 596: Hwelfi ducis, qui erat de nobilissime pro- 
genie Bawariorum. 
5) Über diese Verhältnisse s. Waitz, Deutsche Verfassungsgeschichte, III. passim.
	        
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