Full text: Leitfaden der Preußischen Geschichte.

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von 1806—1807 mit Auszeichnung und wurde dann von dem 
Könige, der in ihm das praktische Genie, sowie den gelehrten 
Theoretiker erkannte, mit der Militär-Reorganisation beauftragt. 
Hardenberg trat 1792 in preußische Dienste; als Verwal- 
tungsbeamter in Ansbach und als Diplomat bei der Unter- 
handlung des Baseler Friedens bewies er angenehme Formen und 
geschäftliche Talente. Steins gewaltige Energie fehlte ihm. Doch 
erreichte er viel durch Gewandtheit und im besondern durch An- 
stellung liberaler Beamten. Der volkswirtschaftliche Teil der Re- 
form ist zumeist sein Werk. 
Treffliche Mitarbeiter an der Reform waren im Civil die 
Minister und Räte von Schrötter, von Schön, Stägemann, 
von Klewiz, die Regierungspräsidenten Sack, Merkel, von Vincke; 
im Militär besonders Gneisenau. August Neithardt von Gnei- 
senau (geb. am 27. Oktober 1760 zu Schilda bei Torgau, 
1831), diente 20 Jahre unbeachtet als preußischer Subaltern- 
offizier (von 1786— 1806), bis ihn die glänzende Verteidigung 
Kolbergs berühmt machte. Er zählte (mit Stein, Scharnhorst, 
Blücher) zu den eifrigsten Anhängern der Kriegspartei, die schon 
1809 losschlagen wollte. 1811 nahm er nebst Boyen, Clause- 
witz und vielen anderen Offizieren seine Entlassung und ging nach 
England, um nun dort gegen Napoleon zu wirken. 
Der Befreiungskrieg. 
1813. 
§# 76. Endlich schlug die Stunde der Befreiung. Napo- 
leons unersättliche Herrschsucht duldete nicht, daß noch Rußland 
und England aufrecht standen. Auch diese zu unterwerfen, 
unternahm er nach gewaltiger Rüstung 1812 einen Krieg gegen 
Rußland;z er gedachte zuerst dieses, dann das britische Indien 
zu erobern. 450 000 Mann führte er herbei; Preußen und 
Osterreich mußten sich ihm anschließen und Hilfstruppen stellen; 
beim Durchmarsche hausten die Franzosen in Preußen wie in 
Feindesland. Die Russen wichen vor ihnen in das Innere ihres 
weiten Reiches zurück, wurden, wo sie stand hielten, besiegt, ver- 
loren auch Moskau. Aber hier ereilte Gottes Gericht Napo- 
leon. Die Stadt geriet in Brand (15. September), und die 
Russen baten nicht um Frieden; bald rissen Mangel und Not 
bei den Franzosen ein; zu spät (18. Oktober) trat Napoleon den 
„Rückzug“ an. Der furchtbare russische Winter und der Hun-
	        
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